Der eine oder andere wird sich ja gefragt haben, was diese komische Kalendereinladung sollte, die von mir versehentlich an die halbe Welt, bzw. das was wir dafür halten, geschickt wurde. Hier nun die Auflösung.
Wir waren also letztes Wochenende kreuz und quer durchs Elbi unterwegs. Los ging es Donnerstag abend mit der Bahn von Chemnitz nach Schmilka von wo wir noch einen kurzen aber knackigen Aufstieg zum großen Winterberg, unserem ersten Quartier zu absolvieren hatten. Das sogenannte Berghotel Großer Winterberg liegt mitten im Wald und bietet eher Jugendherbergs- als Hotelniveau. Nichtsdestotrotz ein schönes Quartier, denn lecker Essen, freundliches Personal, Begrüßungssekt (!), lecker Bio-Bier und ein entspannter Plausch mit dem Chef lassen den Aufenthalt angenehm werden.
Am nächsten Tag haben wir es gar nicht weit zu unserem Tagesziel, den Affensteinen. Denen rücken wir mittels der Ultimativen Stiegentour tagesfüllend auf die Pelle. Diese Tour sei nur trittsicheren und schwindelfreien Wanderern empfohlen (vor allem der letzte Teil ab der Starken Stiege). Vom großen Winterberg bewegen wir uns Richtung Carolafelsen, genießen noch kurz die Aussicht und schon gehts los, die Wilde Hölle hinunter. Das ist zwar noch ein markierter Wanderweg, der aber auch schon ein paar schöne Kraxelstellen bietet. Am Fuße der Felsen angekommen halten wir uns hart rechts (Bergunsgbox) und folgen einem unmarkierten aber gut erkennbaren Pfad, der immer am Fuß der Felsen bleibt. Bald stoßen wir auf den Beginn der Zwillingsstiege und das muntere Stiegenklettern kann beginnen. Die fetzige Zwillingsstiege führt auf die obere Affensteinpromenade, der wir nach links bis zum Beginn des oberen Teils der Häntzschelstiege folgen. Diese beginnt spektakulär in einem sehr sehr schmalen Felspalt, durch den man sich erst zwängen muss, bis man eine etwa 10 m hoch führende Leiter erreicht. Luftig klettern wir im Spalt rum und ruck zuck sind wir oben, suchen uns einen schönen Aussichtspunkt und schauen dabei weniger geschickten Wanderern zu. Weiter gehts zur Heiligen Stiege, einer sehr sehr langen Treppenanlage, die wir am unteren Ende wiederum auf einem unmarkierten Weg nach rechts verlassen. Wir befinden uns nun auf dem mittleren Terassenweg, einem schmalen und teils recht luftigem Bergpfad, der mit vielen grandiosen Aussichten um die Felsen herumführt. Wir treffen auf den Bergpfad Rotkehlchenstiege (grüner Pfeil), dem wir wieder nach oben folgen. Oben angekommen verlassen wir gleich wieder nach links den markierten Weg und folgen dem oberen Terassenweg, der uns wiederum auf konstanter Höhe um die Felsen herumführt, bis wir auf den Einstieg in die Starke Stiege treffen (sehr markantes Felsgebilde). Diese geht es nun wieder abwärts, was ich recht anspruchsvoll finde, die letzten paar Meter nach unten sind sehr luftig und man sieht beim Runterklettern immer nicht so recht, wo man hintreten kann.
Die Starke Stiege führt uns in den wunderschönen Rauschengrund, dem wir bis zum Elbleitenweg folgen. Den Elbleitenweg gehen wir nach links (nach wenigen Metern zweigt links der Bergpfad Rotkehlchenstiege ab), bis wir auf den markierten Weg in den Heringsgrund treffen, dem wir nach links folgen. Nach etwa 5 Minuten verlassen wir den Weg, der zur Heiligen Stiege führt, nach rechts auf einem Kletterzugang (Schild „Kletterzugang, kein Wanderweg“). Dieser Weg führt uns zunächst zu einer Boofe, wir sehen die Markierung „R“ und halten uns erst rechts und dann links, der Markierung Kletterzugang folgend. Und dann stehen wir vor der Mutter aller Stiegen, der Rübezahlstiege. Nach etwa drei Meter freiem Klettern helfen ein paar Eisen auf dem weiteren, dennoch recht luftigen Kletterweg über einen Felsrücken. Dann kommt auch schon gleich das Highlight der Tour, die Höhle, durch die wir uns senkrecht kletternd zwängen um schließlich durch ein enges Loch in der Höhlendecke wieder ins Freie zu finden. Und das wars auch schon, kurz, knackig, geil! Durch den Wald geht es zurück auf markierte Wege, zum Abschluss nehmen wir noch Frienstein und Idahöhle mit, um ebenda noch ein wenig zu faulenzen, bevor es auf bekannten und vergleichsweise wenig spektakulären Wegen zum nächsten Quartier nach Ostrau geht. Hinter uns eine tolle Tour in den Affensteinen, mit nicht weniger als 7 Stiegen und diversen Panoramawegen. Bei der Orientierung auf den oftmals unmarkierten Wegen hat uns die Wanderkarte Schrammsteine-Affensteine von Dr. Rolf Böhm geholfen. Beschreibungen der einzelnen Stiegen findet man im Netz.
In Ostrau übernachten wir sehr gemütlich im Zschiehädelhof. Durch den schönen kleinen Ort geht es am Samstag hinunter ins Kirnitzschtal, dem wir sehr sehr lange folgen. Der Weg am Fluß (Flößersteig) überrascht mit einigen unerwarteten Klettereinlagen, die aber alle gut gesichert sind. Das Kirnitzschtal verlassen wir beim Tiefen Hahn, dem wir hoch nach Ottendorf folgen. Auf einer ruhigen Straße geht es nun hinüber nach Sebnitz, oftmals bieten sich tolle Fernsichten auf die Hintere Sächsische und Böhmische Schweiz, die Affensteine und die Schrammsteine. In Sebnitz gibts am Markt leckeren Kuchen und Eis. Für den weiteren Weg ward der Sebnitztalweg ausgesucht. Bis Ulbersdorf ist der Weg auch recht schön, einen winzigen, alten und verblichenen Zettel an einer Wegmarkierung, auf dem etwas von fehlenden Brücken steht, ignorieren wir zunächst, was sich als Fehler herausstellen wird. Kurz nach Ulbersdorf stellen wir fest, dass der Weg sich recht wirr verläuft. Nach kurzer Suche stellen wir fest, dass der Weg sehr wohl weiter geht – aber auf der anderen Flußseite. Da war doch was …
Über den weiteren Verlauf schweigen wir besser, jedenfalls fehlten noch etliche Brücken und das Wandern auf befahrenen Bahnstrecken ist bekanntlich auch nicht so die reine Freude. Erst beim Haltepunkt Mittelndorf finden wir wieder auf den rechten Weg zurück. An der nächsten Wegmarkierung finden wir dann auch große Hinweisschilder, die erläutern, dass bei einem Hochwasser im August 2010 etliche Brücken weggespült wurden. Dazu gibt es sogar eine Karte, die die fehlenden Brücken anzeigt. Allerdings ist auch diese nur mäßig aktuell, denn mindestens eine der dort als fehlenden angezeigten Brücken stand schon im Herbst 2011 wieder. Für eine Touristenregion dieser Klasse ist das Fehlen aktueller Informationen zum Wegezustand schon ein ganz schönes Armutszeugnis.
Wie auch immer, weiter geht es, durch diverse Umwege und Wegsuche haben wir allerhand Zeit verloren und bis zur nächsten Unterkunft ist es noch ein Stück. Beim Ort Kohlmühle verlassen wir das Sebnitztal und folgen dem schönen Weg durch den Kohllichtgraben, den wir schließlich Richtung Waitzdorf verlassen. In der Dämmerung erreichen wir das wunderschön inmitten von Wiesen gelegene Dorf und auch unser Quartier, die Waitzdorfer Schänke. Nach freundlichem Empfang gibt es die verdiente Stärkung und wir schlafen nach dieser recht anstrengenden Tour schon nach recht wenigen Bier sehr bald und sehr tief.
Anderntags geht es durch eine schöne Schlucht steil hinab in den Tiefen Grund und gleich ebenso steil wieder hoch, zur Brandaussicht. So toll diese Aussicht über weite Teile der Sächsischen Schweiz auch ist, so ätzend ist der Auftrieb dort, so dass wir schnell wieder das Weite suchen und durch den ebenfalls sehr schönen Schulzengrund ins Polental absteigen. Auch das verlassen wir bald wieder, um hinauf nach Waltersdorf zu laufen. Durch den schönen Ort führt uns der Weg zum Lilienstein, den wir über den Nordaufstieg erklettern. Die vielen Leute lassen Schlimmes ahnen, aber glücklicherweise verlaufen sich die Massen auf dem Gipfelplateau und wir finden etliche halbwegs ruhige Aussichtsplätze. Die Aussicht ist grandios, zu unseren Füßen liegt das Elbtal mit dem Ort Königsstein, eine Landschaft wie auf der Einsenbahnplatte, nur dass all die kleinen Häuschen, Züge, und Dampfer echt sind. Man sieht weit ins Land und auf der anderen Seite des Liliensteins auch noch bis zur Bastei und den angrenzenden Felsen. Überraschend gut auch die Gastronomie, mal nicht das übliche Junkfood sondern eine schöne Auswahl von Gerichten, die alle sehr ansprechend klingen und offenbar auch schmecken.
Vom Lilienstein geht es über den Südaufstieg recht schnell hinunter nach Königstein, wo wir in den Zug steigen, der uns wieder heimwärts bringt. Zumindest bis Freiberg ist die Rückfahrt entspannt, dort steigt allerlei Volk zu, welches sich auf dem Tag der Sachsen rumgetrieben hatte. Ich liebe es, wenn meine Vorurteile bestätigt werden …
In Chemnitz gibt es beim Michaelis noch ein lecker Eis und wir denken noch mal zurück an drei tolle Tage im Elbi.
Tracks [Aufstieg Winterberg] [Stiegentour] [Kirnitzschtal und Sebnitztal (letzter Teil fehlt)] [Lilienstein]
Bilder dazu gibts hier.