Im vergangenen Herbst waren wir mit den Leipziger Wanderfreunden bereits auf dem Elsterperlenweg südlich von Gera unterwegs (Etappen 2 bis 5). Nun ging es an die noch verbleibenden Etappen nördlich von Greiz (Etappen 1 und 6). Das Wetter konnte kaum ein besseres Kontrastprogramm bieten. 2014 gab es einen wahrlich goldenen Oktober mit herrlich warmen und sonnigen Tagen, heuer hingegen konnte man schon froh sein, wenn es nicht regnet. Freilich hat die schöne Landschaft des Elstertals auch bei trübem und nebligen Wetter ihren Charme, an den Bäumen hängen unzählige Elsterperlen und Nebel verleihen den Tälern etwas Mysthisches.
Am Treffpunkt in Greiz gibt es zunächst eine kleine Stärkung, Sven hat leckere Teilchen mit ganz vielen Streuseln gebacken. Wir starten in der Greizer Innenstadt und folgen dem Verlauf von Etappe 6, östlich der Elster Richtung Neumühle. Wie gewohnt nimmt der Weg alle Anhöhen und Ausblicke im felsigen Tal mit. Am Pulverturm und am Weißen Kreuz genießen wir schöne Blicke auf die Residenzstadt Greiz und den großzügigen Greizer Landschaftspark, der sich nach schweren Hochwasserschäden nun langsam wieder in voller Pracht zeigt. Auf schönen Waldwegen kommen wir überraschend schnell nach Neumühle, wo wir ein üppiges Picknick einnehmen. Wandern mit den Leipzigern ist immer eine große Freude, es gibt leckeres Essen und viele gute Unterhaltungen auf dem Wege.
In Neumühle queren wir die Elster und schon beginnt der Rückweg nach Greiz (Etappe 1). Wir machen jedoch noch einen Abstecher ins schöne Museumsdörfchen Nitschareuth, wo wir uns im gemütlichen Museumscafé aufwärmen. Das gastliche Haus mit der freundlichen Bedienung sei wärmstens weiter empfohlen. Weiter geht es nun nach Greiz, bergauf, bergab geht es durch den Wald. Erst kurz vor Greiz kommen wieder ein paar Ausblicke von der Teufelskanzel und der Idahöhe. An der wieder instand gesetzten Luftbrücke, die aber noch gesperrt ist, erreichen wir wieder den Greizer Park (Track der ganzen Runde).
In Greiz haben wir Quartier im Hotel Ambiente. Dort wirkt man etwas überrascht ob unserer Ankunft, es finden sich aber noch freie Zimmer. Kein Wunder, denn außer uns übernachtet ohnehin niemand. Umso mehr Leute drängen sich aber im Restaurant, weshalb wir uns genötigt sehen, die Greizer Gastronomielandschaft zu erkunden. Freund Google bietet zwei Italiener und einen Griechen sowie eine Wirtschaft mit hiesiger Küche, welche aber Samstag abend geschlossen ist. Wir landen dann bei Silvio im Mamma Calabria – nichts Herausragendes, aber immerhin werden wir satt.
Anderntags ist Kultur angesagt, wir besuchen das Obere Schloss und bummeln ein wenig durch die Altstadt. In der „Harmonie“ essen wir lecker zu Mittag. Warum haben wir diese schöne Wirtschaft am Vorabend übersehen? Nachmittags besuchen wir noch das untere Schloss mit der sehr interessanten Schauwerkstatt zur Greizer Textitradition. Mit Besuch von Schlössern, Park und Sommerpalais kann man in Greiz locker einen Tag voller Kultur gestalten und hat vermutlich noch lange nicht alles über die Stadt und ihre Geschichte erfahren.
Nach der Runde durch Greiz bleibt nur ein Fazit: Diese Stadt verkauft sich unter Wert! Es gibt viel Sehenswertes, viel herrliche historische Bausubstanz, darunter aber leider auch viele Gebäude in bemitleidenswertem Zustand. Wie so oft in den ostdeutschen Kleinstädten fehlt es an Leben. Wie schön wäre es, auf den Gassen und Plätzen der Altstadt und im herrlichen Park bummelnde Menschen zu sehen. Wie schön wäre es, überall Cafés und Kneipen voller Menschen vorzufinden. Wie prächtig könnten die alten Straßenzüge sein, die von den guten Zeiten der Residenzstadt künden. Aber leider sind nicht die historischen Gebäude saniert und belebt, sondern die Plattenbauten am Stadtrand. So kann man die Pracht der einzigen Residenzstadt nur noch erahnen. Also Leute, kommt nach Greiz und belebt diese schöne Stadt!
Bilder von der Wanderung gibt es hier (Passwort bitte erfragen).