Dort, wo das Vogtland und das Erzgebirge aufeinanderstoßen, gibt es ein Gebiet mit ganz vielen Grüns. Nein, keine Golfplätze, sondern viele Dörfer, deren Namen auf -grün enden.
Was liegt also näher, als dieses Grün-Land zu Fuß zu erkunden? Bekanntermaßen ist für uns Reichenbach gut mit dem Zug zu erreichen und deshalb starten wir dort. Wir reisen bereits am Vorabend an und erkunden die Umgebung von Reichenbach auf schönen Wegen mit vielen Blicken über die Landschaft des westlichen Vogtlands. Einzig ein Wegstück entlang der Hauptstraße in Mylau mit Autolärm und Gestank eingezwängt zwischen grauen Fassaden ist alles andere als schön. Überhaupt könnte die Region einen reichen Prinzen gebrauchen, der die schlummernden architektonischen Schätze wach küsst, denn davon stehen noch viele ungenutzt und mehr oder weniger verfallen in Stadt und Land. Immerhin, die Plattenbauten sind alle top saniert.
Einer solchen Perle angenommen hat sich die Wirtschaft der „Schönen Aussicht“ wo wir auf gehobenem Hipster-Niveau sehr gut essen und übernachten. Das Frühstück möchte man schon fast perfekt nennen – es fehlt wirklich an nichts und trotzdem erkundigt sich die Wirtschaft besorgt, was man den Gästen noch Gutes tun könne. [Track Reichenbach, 8 km]
Edit 2024: leider können wir für die Schöne Aussicht so gar keine Empfehlung mehr geben.
Anderntags verlassen wir Reichenbach durch den Park der Generationen – ein noch immer sehr ansprechendes Überbleibsel der Landesgartenschau 2009. Hier fließt der Raumbach, dessen Verlauf wir durch den Heinsdorfer Grund lange folgen. Der Weg führt durch den landschaftlich reizvollen Grund, durch Wiesen und Dörfer bis Hauptmannsgrün. Hier folgen wir nun der Straße nach Irfersgrün, von wo uns schöne Feldwege nach Stangengrün führen. Wir queren den hübsch im Taleinschnitt gelegenen Ort Richtung Lauterhofen, laufen abwechslungsreich durch schöne hügelige Landschaft mit vielen Teichen. In Lauterhofen, einem Ort, der bedauerlicherweise kein Grün im Namen trägt, kehren wir zu Kaffee und Kuchen ein. Der weitere Weg streift Giegengrün bevor wir unser Tagesziel, die Hotel-Pension Flechsig in Hartmannsdorf bei Kirchberg, erreichen. Neben einer großen Festgesellschaft werden wir recht lieblos mit abgefüttert, wofür es keine Empfehlung gibt. [Track Reichenbach-Hartmannsdorf, 25 km]
Die Schlußetappe bringt uns nun zurück zum Zugnetz nach Wiesenburg im Muldental. Auf diesem Wegstück haben wir eine schöne Aussicht auf das Kirchberger Land, queren ein großes Waldstück und erreichen schließlich am Waldrand bei Weißbach eine wunderbare Aussicht auf das Muldental. Allerdings wird diese Idylle durch die nahe Ortsumgehung getrübt, schade drum, aber was opfert man nicht alles für den rasenden Bürger. Zum Glück wird es dann schnell ruhiger und den weiteren Weg hinunter nach Wiesenburg kann man ruhigen Gewissens als Genußwandern bezeichnen. Von Wiesenburg bringt uns der Zug über Zwickau nach Hause. Freundlicherweise stellt der VMS in Zwickau eine längere Umsteigepause zur Verfügung, die es uns erlaubt, nicht nur putzige Menschen in gelben Klamotten zu beobachten, sondern auch noch das trostlose Bahnhofsumfeld zu erkunden. Freilich beides Erfahrungen, die man nicht machen muss. [Track Hartmannsdorf-Wiesenburg, 9 km]
Insgesamt liegt eine sehr schöne Wanderung bei herrlichem Frühsommerwetter hinter uns, die nicht zuletzt auch eine große Lücke in der Karte der von uns bewanderten Gebiete schließt.