Madeira

Nach dem ersten Besuch vor vielen Jahren war schon lange klar, dass wir wieder mal nach Madeira müssen. Die Blumeninsel ist nicht nur ein Traum für den Wanderer und Gärtner, sondern verspricht auch, dem nasskalten sächsischen Winter zu entfliehen. Im Februar war es so weit, für drei Wochen machen wir Urlaub auf der üppig-grünen und blühenden Insel im Atlantik. Temperaturen um 20° tagsüber und viel Sonne lassen unseren Plan aufgehen.

Für die erste Hälfte des Aufenthalts wohnen wir im Südwesten der Insel, im Hotel Atrio am Rand von Estreito da Calheta, welches wir uneingeschränkt empfehlen möchten. Wir bewohnen einen Teil eines Bungalows, der so wunderbar angelegt ist, dass man ganz für sich ist, mit eigener Sonnenterasse und umgeben von einem üppigen Garten, der viele Ausblicke in die Umgebung und zum Meer erlaubt. Das Haupthaus mit Restaurant liegt um einen verträumten Innenhof, daher auch der Name des Hotels. Hier gibt es ein wunderbares Frühstück mit frischen hausgemachten Backwaren und einer lecker vielfältigen Auswahl. Auch im Restaurant des Atrio kann man ganz gut und vor allem relativ günstig essen.

Um nicht immer im gleichen Restaurant zu essen, machen wir ab und zu einen Abstecher in den hübschen Nachbarort Prazeres, wo einige Restaurants inseltypische Küche servieren. Für Freunde der ganz deftigen Inselküche sei dort das Prazeres Rurais empfohlen, da kommt so ziemlich alles vom Schwein auf den Tisch. Weniger experimentierfreudigen Gäste gehen ins Chico, nett und freundlich wird hier schlichte Küche serviert.

Vom Atrio aus machen wir einige Wanderungen im Westen der Insel. Die unzähligen Levadas laden zum Höhenliniengehen ein, aber damit bekommt man leider keine Rundwege. Also werden es doch hier und da auch ein paar Höhenmeter. Wir sind unterwegs im Rabacal (19 km/550 Hm und 19 km/550 Hm mit zwei langen Tunneln), rund um Prazeres (22 km/440 Hmm), bei Porto Moniz (Levada de Janela, 9 km), auf zwei Levadas bei Ponta de Sol (20 km/500 Hm), auf der Hochebene Paûl da Serra (4 km), sowie spektakulär an und über der Küste (21 km, 670 Hm).

Auf Grund der sehr guten Wetterlage nehmen wir auch die lange Anfahrt auf uns, um die höchsten Gipfel der Insel zu erwandern, denn die sind selten wolkenfrei. Und so führt uns eine grandiose Tour auf alpinen Pfaden und durch Tunnel vom Pico Arieiro zum Pico Ruivo und zurück. Das ist zweifelsohne eine der grandiosesten Touren der Insel, zugleich aber auch eine der anstrengendsten [14 km/1060 Hm].

Vom Atrio aus erkunden wir auch das herrlich gelegene aber etwas verschlafene Porto Moniz, nicht ohne unterwegs mit einer spektakulären Seilbahn an der Steilküste herunterzufahren und den Leuchtturm mit Blicken auf die Steilküste zu erkunden. Umso verstörender ist es, als wir wenige Tage später in der gleichen Gegend eine Wanderung durch abgebrannte Landschaften machen [11 km/360 Hm]. Teils raucht es und hier und brennen sogar noch kleinere Feuer. Vor wenigen Tagen war hier noch alles grün! Die Anwohner scheinen die Brände, die bis an die Ortschaften herangekommen sind, mit erschreckender Gelassenheit hinzunehmen. Und auch später sehen wir immer wieder kleinere und größere Brände, von denen kaum jemand Notiz nimmt.

Die zweite Hälfte des Urlaubs führt uns in die Nähe der Inselhauptstadt Funchal. Wir wohnen in der Casa Velha do Palheiro, einem ehmaligen Herrenhaus der berühmten Familie Blandy und Teil des berühmten Palheiro-Gartens, auch als Blandys Garten bekannt. Und damit wären wir auch schon bei dem, was dieses Hotel für mich so attraktiv macht: Einer der großartigsten Gärten der Insel steht den Hotelgästen ständig zur Verfügung und ich kann jederzeit durch den Garten bummeln, schauen, staunen, lesen – was ich vor allem an den Ruhetagen großzügig nutze. Das Hotel selbst ist very british, sehr steif, aber irgendwie auch charmant. Wir ziehen den Altersdurchschnitt auf jeden Fall weit nach unten. Natürlich ist auch das Frühstück britisch deftig – und weniger vielfältig als im Atrio. Im sehr guten Hotelrestaurant kann man fein essen, die Atmosphäre ist aber nicht so ganz unsere Welt, dafür fehlen uns wohl noch 20 Jahre.

Vom Palheiro-Garten ist es nicht weit hinunter nach Funchal, was wir weidlich nutzen um die schöne Stadt und vor allem die vielfältige Restaurantszene zu entdecken. Funchal ist urban und quicklebendig, es gibt jede Menge Füßgängerzonen, Läden, Kneipen und natürlich herrliche Gärten. Ein Muss ist die Markthalle mit dem Fischmarkt im Keller und einer faszinierenden Auswahl leckerer Früchte der Insel oben. Kleine Cafés in der Markthalle halten zudem leckere Snacks und Backwerk bereit – hier kann man sich wunderbar durchfressen.

In der zweiten Urlaubshälfte wird deutlich weniger gewandert. Wir bummeln viel durch Funchal, an manchen Tagen auch nur durch den Garten, lesen und faulenzen im Spa. Ein paar Touren gibt es dann aber doch, darunter eine der Pflichttouren auf Madeira zur Caldeira Verde und Caldeira do Inférno mit vielen Ausblicken in gewaltige Schluchten (19 km/200 Hm). Weitere Touren führen vom Palheiro-Garten zum botanischen Garten und nach Funchal (14 km), von Machico zur Küste (12 km/300 Hm). Eine weitere Pflichttour ist die Wanderung über die Halbinsel San Lorenzo mit einer beeindruckenden Felslandschaft inmitten tosender Brandung (10 km/440 Hm).

Öfter ubern wir abends runter in die Stadt und essen lecker in vielfältigsten Restaurants, mit teilweise großartigem Essen, einer interessanten Fusion aus Inselküche und Internationalem. Inseltypisch gibt es natürlich viel Fisch und Meeresgetier aller Art. Was uns generell positiv auffällt, fast überall wird eine sehr gut passende Weinbegleitung zum Menü angeboten, da kann die deutsche Gastronomie durchaus noch lernen. Unterstützt beim Finden und Buchen werden wir sehr gut von der App The Fork. Wir essen sehr lecker im fast schon grotesk folkoristischen Casa Portuguesa, wo uns nur der drohende Einsatz eines Musikers am längeren Sitzen hindert. Ebenfalls sehr gut essen wir trotz Valentinstag im Principal Bistro in einem urigen Innenhof. Eher Flop als Top ist das Il Vivaldi, man tut extrem fein, das Essen ist aber eher durchschnittlich. Ein sehr fairer Preis und Wein-Flat machen die Gesamtwertung aber dann wieder positiv. Herausragend gut essen wir im Boho-Bistro, einem kleinen feinen Hipster-Laden mit super Service, einer erfreulich informellen Atmosphäre und einer hoch innovativen Fusion-Küche. Es gibt im Boho-Bistro nur ein Menü mit Wahlmöglichkeiten, das aber ist perfekt und mehr braucht es auch nicht. Deutlich steifer geht es im Restaurant des Design-Centers am alten Kai zu. Von hier genießen wir einen großartigen Panoramablick auf das nächtliche und ein wunderbares 7-gängiges Degustationsmenü – ganz passend für den letzten Abend auf der Insel.