Wanderungen am Purple Path #2 Vom Zschopautal auf die Dittersdorfer Höhe

Plötzlich ist draußen Sommer. Eben noch haben wir uns am frischen Grün erfreut und nun haben wir Sommerluft, warm und schwer und Sommerwiesen, voller Blumen und Gräser. Der perfekte Rahmen für unsere zweite Wanderung zu Kunstwerken in kleinen Städten und erzgebirgischen Landschaften.

Wir starten in Witzschdorf im Zschopautal. Hier wie an vielen anderen Orten unseres Weges künden stolze Villen und Reste alter Fabriken von einstiger Industrie. Ob künftige Generationen wohl die heutigen Gewerbebiete mit billigen Flachbauten ebenso bestaunen werden? Unser Weg führt uns am Hang der Zschopau durch schattige Wälder bis Waldkirchen, wo wir auf die andere Seite der Zschopau wechseln. Anders als es der Name Zschopautalweg suggeriert, gibt es in den meisten Abschnitten leider keinen Weg im Tal nah am Fluss, sondern es geht stets auf und ab. Schön ist der weitere Weg dennoch, durch Wälder und Wiesen, den Fluß oft im Blick. Einziger Wermutstropfen ist nerviger Lärm von Geländemotorrädern, die offenbar im nahen Wald unterwegs sind.

Bald erreichen wir den Rand von Zschopau mit einer idyllischen Szenerie aus Fluß, Wiesen und Felswänden am gegenüberliegenden Ufer. Vorbei an Sportplätzen erreichen wir einen weiteren wunderschönen Wegabschnitt direkt am Fluß. Völlig überraschend taucht eine Sprungschanze auf und gleich danach erreichen wir die Altstadt und eine Brücke, von der wir das Kunstwerk „Fließgleichgewicht“ entdecken. Eine schöne Installation mit einem Spiegel, der Brücke und Stadt- und Flußlandschaft einfängt. Weiter geht es zum Schloss Wildeck in der Mitte der Stadt, an dessen Seite ein hübscher kleiner Garten mit vielen Rosen zum Verweilen einlädt. Wir bummeln weiter durch die Stadt, wie so viele ostdeutsche Kleinstädte hübsch aber tot. Immerhin gibt es am Markt ein Eis, eine leckere Erfrischung.

Nun geht es steil bergan, durch die Ränder von Zschopau und durch einen schönen Grund bis hinauf nach Gornau, wo uns ein schöner Weg immer am Ortsrand entlang führt. Durch ein kleines Waldstück erreichen wir eine Brücke und queren die lärmende Schnellstraße, bis wir die Dittersdorfer Höhe erreichen. Der Blick von hier ist wirklich beeindruckend. Vor uns liegen weite Teile des Erzgebirges, auf der anderen Seite blicken wir auf Teile von Chemnitz. Das Holzkunstwerk „Zwei in einander Gewobene“ steht hier völlig selbstverständlich in der Landschaft, als müsste es immer schon da sein. Auch der weitere Weg nach Dittersdorf ist voll toller Aussichten, man könnte endlos so genußwandern.

Weiter geht es nach Weißbach, um in der Linde einzukehren. Aus der Historie unseres Freundeskreises gibt es Gründe, diesen Ort noch einmal zu besuchen. Nun ja, das Essen ist typische Durchschnittsküche, für die man kein Gasthaus besuchen muss. Immerhin sitzen wir schön unter dem namensgebenden Baum. Dabei dürfen wir der wirklich grobschlächtigen AfD-Propaganda am Nachbartisch lauschen, die im regen Austausch mit den Gastgebern stattfindet. Das muss man wohl als neue erzgebirgische Folklore in Kauf nehmen. Wir mögen es nicht und brechen mit einer gewissen Erleichterung auf.

Umso schöner ist der verbleibende Teil des Weges durch das abendlich verträumte Dittersdorf. Auch hier zeugen viele Gebäude von einer reichen Geschichte und allerlei Tafeln illustrieren diese Geschichte für die Besucher. Ein schöner Sommerabendspaziergang, stets bergab, bis wir nach 22 Kilometern im Zwönitztal die Bahn erreichen, die uns rasch zurück in die Kulturhauptstadt bringt.