Wandern mit den netten Menschen von den Löwen stand schon lange auf der Agenda und nachdem wir in Rabenberg schon x-mal drüber geredet hatten, war es nun endlich so weit. Das Thema der Wanderung klang vielversprechend: „Zu Fuss durch die Sachsen-Anhaltinische Provence“!
So mieteten wir uns in Leipzig bei Micha (ein großartiger Gastgeber!) ein und fanden uns am Morgen des Tages der Deutschen Einheit ca. 1 Minute vor Abfahrt der S-Bahn auf dem Leipziger Bahnhof ein und wurden in einen Waggon gewunken wo wir auf eine große Zahl Löwen beiderlei Geschlechts stießen, darunter sogar richtiges Vereinsurgestein! Flugs waren wir in Halle, welches sich rund um Bahnhof und Busbahnhof von seiner hässlichsten Seite zeigte. Das wurde auch auf der anschließenden Busfahrt durch die Weiten von HaNeu nicht besser. Kurz nach Halle begann die Steppe, verendete Tiere auf Stoppelfeldern ließen schlimmste Befürchtungen aufkommen. Das Land der Frühauftsteher – na super! Inmitten der Pampa spuckte uns der Bus aus, nahe bei Langenbogen, welches wir sodann zu erreichen versuchten. Dies schlug jedoch gründlich fehlt und wir irrten fast eine Stunde umher, um schließlich kurz vor Erreichen der Zivilisation von einem deutlich zu früh aufgestandenen und wenig entspannten Eingeborenen zurück in die Pampa geschickt zu werden. Man meide die DC-Ranch in Langenbogen weitläufig.
Wie auch immer, irgendwann waren wir auf dem rechten Weg und liefen durch das schöne Salzatal mit seinen Muschelkalkhängen und Weinbergen. Der großen Zahl an Besen- und Straußenwirtschaften konnten wir nicht lange widerstehen und fanden uns bald auf einer schönen Wiese unter Obstbäumen wieder. Es wurde Federweißer kredenzt, dazu gab es lecker Picknickkuchen, Brot, Wurst und Käse von Micha sowie weitere Leckereien diverser Mitwandernder. Toll!
Weiter ging es bei Höhnstedt mit Weinbergen, vorbei an ungezählten Wirtschaften durch eine Landschaft mit der ich an dieser Stelle wirklich nicht gerechnet hätte. Provence oder Toskana können fern bleiben, wir fahren jetzt nur noch nach Anhalt! In einer weiteren Besenwirtschaft, die vom Ansturm der Besucher dezent überfordert war, gelingt es uns, weiteren Federweißen in uns zu füllen und so langsam frage ich mich, ob das eine Wanderung oder ein Gelage werden soll.
Aus Gründen die sich mir nicht erschlossen, tauchte aber plötzlich Ehrgeiz auf und die folgenden 15 Kilometer bis Eisleben wurden mit hoher Geschwindigkeit und ohne jede weitere Ablenkung zurückgelegt. Auf dem Weg vorbei an Seeburg folgte weiteres schönes Hügelland und schließlich Eisleben. Eisleben ist so wie viele ostdeutsche Kleinstädte, hübsch, aber tot. Nach allerlei Hin und Her finden wir eine Wirtschaft am Markt, die sich rückblickend als gar nicht so schlecht erwies. Schnell steigen Pegel und Stimmung und auf der Rückfahrt nach Halle und Leipzig unterhalten wir nicht nur uns bestens, sondern auch ein ganzes Zugabteil. Gern wieder!
Die nächste Wanderung mit den Löwen wollen wir im Frühjahr in Chemnitz machen, dann heisst es „Auf alten Gleisen durch Chemnitz“, so ähnlich wie hier. Auch ein Wanderwochenende im Zittauer Gebirge ward angedacht – mal sehen, ob das was wird!
Bilder dazu gibts hier.