Wir waren in Schottland. Ist zwar schon ein paar Wochen her, aber wie das immer so ist, es dauert, bis man mal dazu kommt, die Bilder aufzuarbeiten und die Erinnerungen zu ordnen. Zumal wenn man einen so herrlichen Sommer hat wie den zurückliegenden, da will man ja nicht am Rechner sitzen und Bilder bearbeiten.
Wir waren also Ende Juni bis Anfang Juli in Schottland. Zu der Zeit war noch kein richtiger Sommer, die erste Woche war kühl, windisch und regnerisch, aber die zweite ließ immerhin den Sommer erahnen.
Zunächst ging es nach Edinburgh, wo wir unseren Mietwagen entgegennehmen, uns mutig in den Linksverkehr stürzen und im urigen Dunstane Hotel einchecken. Dort gibt es sogleich lecker Essen, welches durchaus geeignet war, alle Vorurteile über die schottische Küche zu revidieren. Lecker! Dazu gibts feinste regionale Biere und natürlich Whisky.
Anderntags erkunden wir Edinburgh, laufen entlang des teils malerischen Water of Leith zum botanischen Garten, den wir ausgiebig erkunden. Ein wunderschöner Ort, herrliche Pflanzungen und interessante Projektbeete von Schulklassen und verschiedensten Vereinen mit einer herrlichen Mischung aus Zier- und Nutzpflanzen. Als ein Regenschauer aufkommt plaudern wir beim Imbiß unter einem Schirm wunderschön mit einer alten Lady über Gott und die Welt. Schließlich gehts in die Altstadt, die zwar ganz schön ist, deren Touristenrummel aber auch sehr abschreckt. Bei Arthurs Seat, dem Hausberg Edinburghs finden wir wieder Ruhe und herrliche Aussichten auf die Stadt und das Umland. Abends kehren wir bei Mums ein, einem herrlich gemütlichen Lokal, welches sich der traditionellen Küche verschrieben hat. Die prämierten selbstgemachten Würste in den wildesten Geschmacksrichtungen und teilweise in Bioqualität sind eine Klasse für sich. Selbstverständlich gibt es auch hier wieder tolle Biere in einer unglaublichen Geschmacksvielfalt. Man sollte deutsche Brauer mal nach Schottland schicken! Nen feinen Whisky gabs natürlich auch.
Am dritten Tag bewegen wir uns zu unserem ersten längeren Aufenthaltsort nach Fort William. Unterwegs machen wir halt am Falkirk Wheel, bei Stirling Castle, besuchen das absolut überbewertete Dörfchen Luss am Loch Lomond und bewundern die dramatischen Landschaften von Rannoch Moor und Glencoe. In Fort William wohnen wir in einem einfachen B&B und dürfen daher allabendlich die regionale Gastronomie erkunden, die sich aber überwiegend als unspektakulär erweist.
Die traditionelle schottische Küche lässt sich ganz gut auf irgendwas aus Tier (Wurst, Haggis …), Kartoffelbrei und Soße reduzieren. Immer aber gibt es feinste Biere und Whiskys! Herausragende Biere gibt es in Fort William bei Grog & Gruel, dazu herrliche Burger. Exzellent essen wir im Lime Tree, wo man übrigens bestimmt auch gut wohnt. Hier essen wir schon als Gruss aus der Küche: ein winziges Tomatensüppchen, Brot mit Entenfilet, Lachs auf Gurke und Sellerie mit Ziegenkäse. Die Vorspeisen sind nicht weniger spektakulär, es gibt Taubenbrust sowie gebackenen Mozarella mit einem unglaublich leckeren Tomatensorbet. Toll auch die Hauptspeisen, wir haben Lachs und ein superzartes Lamm.
Das Menü wird beendet von Rhabarber mit einem Eiweissdeckel und einer Himbeercreme mit Eis. Zweifelsohne das beste Essen, welches wir in Schottland bekommen haben.
Fort William verlang natürlich auch nach Bergtouren. Allerdings stellen wir schon bei der ersten Tour über die Mamores fest, dass es in 1000 m Höhe verdammt kalt und stürmisch ist und wir etwas unterausgerüstet sind. Zudem stellen wir fest, dass auch markierte Wanderwege durch unwegsame Sümpfe und Flüsse führen können. Glücklicherweise in der richtigen Reihenfolge, so dass man die schlammigen Schuhe beim Durchwaten des Flusses wenigstens wieder sauber bekommt. Nass sind sie dennoch. Fürs Erste halten wir uns daher in den Niederungen und lassen auch den Ben Nevis links liegen. Statt dessen machen wir eine herrliche Rundtour mit dem Auto südwestlich von Fort William, durch herrlich verträumte und pittoreske Landschaften mit kleinen Dörfchen, Salzwiesen, Wäldern und natürlich unzähligen Seen. Unterwegs wandern wir in der Nähe von Strontian zu einer alten Mine und besuchen die herrlich gelegene Ruine von Tioram Castle. Wir kehren im herrlich gelegenen Glenuig Inn ein und genießen hausgebackene Kuchen und feine Limonaden. Wiederum stellen wir fest, dass es nicht nur beim Bier in Schottland einen Trend zu herrlich leckeren und vielfältigen regionalen Spezialitäten gibt. Im Glenuig Inn kann man bestimmt auch toll zu Abend essen und übernachten! Am nächsten Tag gibt es dann noch eine Wanderung auf dem West Highland Way nach Kinlochleven, von wo wir mit dem Bus zurück nach Fort William fahren.
Damit ist Fort William auch schon wieder Geschichte und wir fahren zur nächsten Basis am Loch Maree. Wir folgen zunächst dem Kaledonien-Kanal, der mit spekatukären Schleusentreppen beginnt und endet. Unterwegs bewundern wir die historische Hängebrücke Bridge of Oich sowie viele herrliche Landschaften am Kanal. In Fort Augustus schauen wir kurz nach dem Monster im Loch Ness, welches aber offenbar dienstfrei hat. Dafür gibts aber an der Schleusentreppe einen herrlichen Fleischerimbiss. Später besuchen wir das wohnlich eingerichtete Vorzeige-Schloss Eileann Donan Castle und machen schließlich noch Station in Plockton. Wenn überhaupt ein Ort die Bezeichnung pittoresk verdient, dann dieser! Eine idyllische Bucht am Meer mit kleinen Häuschen und Fischerbooten und dahinter eine grandiose Bergkulisse. Dazu gibt’s leckere Scones!
Abends treffen wir in der Old Mill Highland Lodge am Loch Maree ein, wo ein gemütliches Haus und leckeres Essen auf uns warten. Die ersten Tage haben wir die Old Mill für uns alleine, es gibt mehrere gemütliche Räume zum Faulenzen und Paul und Pauline kümmern sich wunderbar um uns. Jeden Abend kocht Pauline für uns ein leckeres Menü aus regionalen Zutaten und natürlich gibts auch hier wieder feine Biere und Whiskys! Zu erwähnen wäre auch der Baummarder, der auf dem Gelände zu Hause ist und auf unzähligen Fotos im Haus zu sehen ist, uns aber keine Audienz gewährt.
In der Umgebung des Loch Maree machen wir einige herrliche Wanderungen durch feinste Highlands. Durch die sumpfige Landschaft führen nur wenige Wege und man ist nahezu allein in dieser grandiosen Landschaft. Bei einer Rundtour von Kinlochewe durch Abbhainn Bruachaig und Abhainn Gleann na Muice zum Lochan Fada und über Abhainn an Fhasaigh zurück lernen wir zudem, dass die Abwesenheit von Brücken auf Wanderkarten ernst gemeint ist. Während die erste Flußquerung noch mit beherztem Balancieren und von Stein zu Stein springen zu bewältigen ist geht es bei der zweiten tief ins Wasser. Also Hosen aus, Wanderschuhe wieder an und durch oberschenkeltiefes eiskaltes Wasser waten. Und hinterher wieder nasse Schuhe … Aber grandios!
Eine schöne Tagestour führt uns von hier auch nach Inverewe Gardens, einem faszinierenden und sehr weitläufigen Garten. Von dort geht es nach einem Besuch beim schwarzen Schwindelschwein über Ullapool zum spektakulären Berg Stac Pollaidh, den wir bei strömendem Regen und Sturm besteigen. Oben ziehen aber kurz die Wolken auf und geben den Blick frei auf das Inverpolly-Reservat, eine urtümliche Landschaft aus Fels und Wasser, die ziemlich surreal wirkt.
Schon geht es wieder weiter zur nächsten und letzten Basis, nach Nethy Bridge im Cairngorms National Park. Unterwegs besuchen wir als erste Destille Glen Ord, machen halt im hässlichen Inverness und besuchen noch das absolut sehenswerte Brodie Castle. Brodie Castle ist noch so erhalten, wie es der letzte Bewohner vor ein paar Jahren verlassen hat, ein toller Ort! Der Cairngorms Nationalpark bietet eine tolle Mischung aus Highlands, alten Wäldern, landwirtschaftlich genutztem Gebiet und Hochgebirge. Nethy Bridge ist ein kleines hübsches Dorf mittendrin. Wir wohnen im Mountview-Hotel, welches offenbar das Headquarter der britischen Vogelgucker ist. Wie wir noch sehen werden, aus gutem Grund. Im Hotel gibt es aber auch ein sehr gutes Restaurant und natürlich wieder tolle Biere und Whiskys. Schön ist übrigens die englische Sitte, die Speisekarte bei einem Aperitif an der Bar oder in plüschigen Sofas zu studieren und erst dann zum Tisch gerufen zu werden, wenn der erste Gang fertig ist. Nach dem Essen wiederum Bar oder Sofa mit dem einen oder anderen Absacker – toll!
Wir machen von hier viele tolle Wanderungen, durch Highlands, uralte Kiefernwälder, Wiesen und Weiden. Wir treffen auf diesen Touren alles mögliche Getier, Fasane, Rebhühner, Hasen, Rehe und unzählige seltene Vögel, wie etwa Austernfischer und diverse Strandläufer. Und natürlich Schafe. Jedenfalls ist jetzt klar, warum es hier so viele Vogelgucker gibt.
Von Nethy Bridge aus machen wir auch einen Ausflug ins Whiskyland im Tal des Spey. Wir erkunden Glenlivet Estate, besuchen die gleichnamige Destillerie, den Whiskyort Dufftown und lernen bei der Speyside Cooperage sehr eindrucksvoll das Fassmacher-Handwerk kennen. Dabei passieren wir ungezählte Destillerien sowie riesige Lagerhäuser, in denen sicher Milliardenwerte in flüssiger Form lagern.
Schließlich gibt es noch eine tolle Bergwanderung auf den Cairn Gorm, der der Region ihren Namen gibt. Eine tolle Tour durch eine hochalpine Mondlandschaft.
Dann wird es auch schon Zeit, Abschied zu nehmen. Auf dem Weg zum Flughafen Aberdeen, von wo wir nach Deutschland zurückfliegen, besuchen wir noch den wunderbaren Garten von Leith Hall und Castle Fraser. Damit sind zwei tolle Wochen um, wir nehmen viele Eindrücke von faszinierenden Landschaften, aber auch von erlesenen Whiskys und Bieren mit.
Viele viele Bilder von unserer Schottland-Tour gibt es hier, das Passwort kann bei uns erfragt werden.