Die erste Wanderung im neuen Jahr führt uns nach Glauchau. Wir folgen einer Route aus dem Sächsischen Wanderführer (Band 1) von Hans-Gerd Türke. Nach dem Start am Bahnhof müssen wir zunächst ein längeres Stück durch Glauchau laufen. Das ist schon ziemlich harter Tobak. Überall Leerstand, Verfall, kaum mal ein versöhnlicher Anblick. Entlang der Straße, die vom Bahnhof in die Innenstadt führt, macht man sich nicht mal die Mühe, die Überreste der einstmals sicher prächtigen und nun abgesägten Bäume zu roden. Ein trostloser Anblick. Da hier eh niemand außer uns lang läuft hat man den linken Fußweg gleich zum Parkraum erklärt. Die von einem Schild angekündigte „Revitalisierung“ einer alten Industriebrache entpuppt sich als zwei Meter hoch eingezäunte Rasenfläche. Wenn es eines Beweises bedarf, dass der Osten 25 Jahre nach der Wende noch Förderung braucht, so ist der mit dem Anblick von Glauchau geführt. Ich habe keine Ahnung, was diese Stadt so gebeutelt hat und mir ist auch kein vergleichbarer Ort in Ostdeutschland bekannt. Selbst um den Markt herum sieht man viel Leerstand und allenfalls ganz zaghafte Ansätze städtischen Lebens. Und auch in Glauchau setzt man leider völlig erfolglos auf das verbreitete Konzept, den Markt durch parkende Fahrzeuge zu beleben.
Schön wird die Wanderung erst, als wir den Gründelpark erreichen. Über den Stausee erreichen wir nach einer ersten Rast mit leckeren Leberwurstbroten bald das hübsche Dörfchen Wernsdorf, dessen Verlauf wir ein ganzes Weilchen folgen. Im Oberdorf wenden wir uns nach rechts und kommen schon bald in den Rümpfwald durch den der Weg nun für einige Kilometer führt. An einer Lichtung rasten wir erneut bei Butterbrot, Ei, Paprika, Äpfeln und Tee. Durch den Rümpfwald erreichen wir das Forsthaus Glauchau. Die Karte am Gasthaus wie auch das Haus selbst machen einen guten Eindruck, das merken wir uns mal für spätere Besuche vor.
Der letzte Wegabschnitt, der uns über den Bismarckturm zurück nach Glauchau führt, beginnt sehr aussichtsreich auf einem Höhenzug. Der Weg führt durch ein schönes Naturschutzgebiet welches dank eines ehemaligen Truppenübungsplatzes entstanden ist. Das sollte man sich im Sommer noch mal anschauen, wenn alles grünt und blüht und sich allerlei Getier hier tümmelt. An einem Wintertag wie heute sieht man hier außer wenigen Glauchauern, die nahezu ausnahmslos mit Hund unterwegs sind, kaum Leben. Nach dem Bismarckturm verläuft der Weg durch die Stadt zurück zum Bahnhof größtenteils entlang des Carolaparks. Erst kurz vor dem Bahnhof hat uns Glauchau in all seiner Pracht wieder. Es gibt ja durchaus viel interessante und potentiell schöne alte Bausubstanz, aber leider zumeist in erbärmlichem Zustand. Mit diesen letzten Eindrücken, die durch das Erscheinungsbild des Bahnhofsvorplatzes perfekt abgerundet werden, schließt sich eine gut 18 km lange Runde durch mehrheitlich schöne Landschaft (Track). Die Glauchauer mögen mir verzeihen. Vielleicht gibt es in der Stadt ja auch schöne Ecken …
Weitere Bilder von der Wanderung gibt es online (Passwort bitte erfragen).