Von Rechenberg bis nach Zittau

Wir waren mal wieder wandern. Von Rechenberg im Osterzgebirge bis ins Zittauer Gebirge führte uns der Weg, durch das Elbsandsteingebirge, eine kleine Ecke Böhmen und das Oberlausitzer Bergland. Das Wetter war zwar nur mäßig schön, aber immerhin weitestgehend trocken – von Graupelschauern bis zu strahlendem Sonnenschein war alles dabei. Dafür gab es wunderschöne Landschaft satt und wieder mal wird uns deutlich, wie wenig wir von unserer herrlichen Umgebung bisher gekannt haben.

Zunächst starten wir mit den von der vorletzten großen Wanderung noch übrigen Etappen des Kammwegs. Der Zug bringt uns von Chemnitz rasch nach Rechenberg/Bienenmühle und das Abenteuer beginnt. Über Holzhau geht es bis zum Sporthotel am ehemaligen Bahnhof Hinterhermsdorf [13 km, Track].  Der Wanderer bekommt hier alles was er braucht und die ruhige Lage verspricht einen guten Schlaf. Anderntags führen uns herrliche Wege durch Wiesen und Wälder über Rehefeld (interessantes altes Schloß), den Kahleberg, Altenberg und den Geisingberg bis nach Geising wo wir zentral im Ratskeller  Geising übernachten [22 km, Track].  Der freundliche Wirt nimmt uns herzlich auf und rein zufällig treffen wir Harald nebst Kletterkumpan, so dass der Wandertag sehr gemütlich ausklingt. Über Lauenstein geht es weiter durch Wiesenlandschaften mit vielen Aussichten. Hinter Liebenau verlassen wir das Osterzgebirge und nach einer kleinen landschaftlichen Durststrecke erreichen wir mit dem Gottleuba-Tal das Elbsandsteingebirge.

Das Tal bringt uns direkt in den gleichnamigen Ort Bad Gottleuba, wo wir im Gasthof Hillig wiederum sehr zentral und mit schönem Blick auf den Markt übernachten [23 km,Track].  Der Gasthof überrascht mit frisch sanierten und schön eingerichteten Zimmern und einer gemütlichen Gaststube. Am nächsten Vormittag erkunden wir noch das historische Kurviertel, welches sich mit vielen schönen alten Gebäuden in einem weitläufigen Park befindet, aber leider nur teilweise genutzt wird. Weiter im Gottleuba-Tal erreichen wir Berggießhübel.  Nach dem Ortsteil Zwiesel beginnt ein großartiger Weg im sehr urtümlichen felsigen Tal. Über Langenhennersdorf und Leupoldishain geht es aussichtsreich weiter nach Königstein.  Nach einer Stärkung beim Konditor wechseln wir über die Elbe, merken uns den Landgasthof Müller für spätere Urläube vor  und wandern steil bergauf, vorbein am Lilienstein bis nach Waltersdorf. Durch das Polenztal wandern wir auf dem Neuweg nach Hohnstein., wo wir in Meschkes Gasthaus absteigen [28 km, Track]. Auch wenn das Haus große Teile der Sanierung noch vor sich hat, sitzt man in der Gaststube gemütlich und wird vom freundlichen Besitzer gut versorgt.  Von Hohnstein wandern wir durch das Polenztal bis nach Neustadt. Neben dem herrlichen Tal selbst ist vor allem der Weg durch den Ort Polenz echtes Genusswandern – wenn es nur nicht so kalt wäre. Von Neustadt ist es nicht mehr weit bis Sebnitz, wo wir in der Finkenbaude mit grandiosem Blick über den Ort übernachten [27 km, Track].  Allein des Ausblicks wegen hätte die Baude mehr Besucher verdient!

 

Bei Sebnitz verlassen wir das Elbsandsteingebirge und gelangen auf einem sehr schönen Talweg nach Böhmen, um den Schluckauer Zipfel zu queren, der sich weit ins Sächsische schiebt. Unterwegs genießen wir die schönen Dörfer, entdecken eine wunderbare uralte Lindenallee und das leider arg desolate Schloß von Lipová (Hainspach). Immerhin bemüht sich ein Verein um Schloß und Park und es besteht Hoffnung, dass diese schöne Ensemble erhalten bleibt. Nahe Lipová erreichen wir bei Sohland wieder Sachsen und die Oberlausitz. Durch das wunderschöne Örtchen laufen wir zur Talsperre und weiter zum Bieleboh, wo unsere nächste Übernachtung wartet [28 km, Track].  Der Berggasthof auf dem Bieleboh überzeugt in ganzer Linie durch schöne Zimmer, hervorragendes Essen und die Freundlichkeit der Wirtinnen. Dafür gibt es eine ganz dicke Empfehlung, der es aber gar nicht bedarf, denn das Haus war voll. Auf jeden Fall müsste es mehr solche mit Herzblut geführten Wirtschaften geben.

Nun geht es weiter durch die Oberlausitz und man kann gar nicht genug Superlative für dieses herrliche Stück Sachsen verwenden. Es ist eine gar liebliche Landschaft mit schönen Dörfern und Städtchen, die wir auf gut markierten Wegen durchwandern. Mal folgen wir dem Oberlausitzer Bergweg und mal dem Lausitzer Ringweg. Von den Bergen hat man oft den Eindruck vor einer überdimensionalen Eisenbahnplatte zu stehen. Mit dem Eintritt in die Oberlausitz ist es auch warm und sonnig. So schwelgend erreichen wir über den Kottmar (mit leider geschlossenem Gasthaus) den Beckenberg bei Eibau, wo wir in der Beckenbergbaude. nächtigen [24 km, Track]. Hier ist noch einiges zu tun, um den alten Berggasthof in phantastischer Lage wieder zu Glanz zu verhelfen. Man kocht regional, saisonal und teils auch bio. Allerdings führt die Eigenwerbung „Spitzenkoch“ etwas in die Irre – man bekommt solide leckere Hausmannskost. Dem Frühstück merkt man die Ambition schon eher an, es gibt ein leckeres Büffet nur für uns zwei. Hier wären mehr Gäste unbedingt nötig und deshalb gibt es auch für die Beckenbergbaude und deren hoch motiviertes Personal eine Empfehlung.

Schon von weitem haben wir das Zittauer Gebirge vor uns liegen sehen. Wir laufen nun direkt nach Süden, weiter durch schöne Oberlausitzer Landschaft, durch das herrliche Städtchen Großschönau und mit Einkehr in Herrenwalde geradewegs auf die Lausche, den höchsten Berg des Zittauer Gebirges. Immer entlang der Grenze führt der Weg zunächst auf die kleine Lausche, wo sich bereits ein großartiges Panorama bietet.  Von der Lausche steigen wir schnell hinab in den Etappenort Waltersdorf, wo uns die Sonnebergbaude erwartet [27 km, Track].  Eigentlich hätte es hier schön sein können, doch dröhnend laute Schlagermusik bis in die Morgenstunden sind nicht das, was man von einem ausgewiesenen Wanderhotel erwartet. Dafür gibt es keine Empfehlung! Die Schlußetappe führt uns durch die zauberhaften orte Jonsdorf und Oybin sowie die herrliche Landschaft des Zittauer Gebirges bis nach Zittau [23 km, Track]. Hier übernachten wir im Hotel Weberhof. Trotz der nicht gerade ruhigen Lage an der Bundesstraße übernachten wir hier gut.  Abends erkunden wir noch die Stadt und essen sehr gute Küche aus dem Dreiländereck im Dornspachhaus. Die Eindrücke von Zittau sind sehr ambivalent. Man sieht eine wunderbare alte Stadt mit vielen historischen Gebäuden. Etliches ist saniert, aber leider gibt es auch noch immer viele Ruinen, selbst im Stadtkern. Dass man wie in so vielen ostdeutschen Städten die Plattenbauten bestens saniert vorfindet während historische Gebäude verfallen ist richtig bitter. Ein besonderes Problem von Zittau sind grotesk überdimensionierte Straßen, die außerhalb des verkehrsberuhigten Zentrums jeden Hauch von Aufenthaltsqualität zerstören. Es tut einem richtig weh, diese Perle der Oberlausitz so kaputt zu sehen. Immerhin bemerkt man zaghafte Zeichen einer Wiederbelebung und all denen, die dazu beitragen wünscht man von ganzem Herzen Erfolg.

Nun bleibt uns nur noch die Rückfahrt, die gemütlich genug ist, um auf den knapp zwei Stunden zwischen Zittau und Dresden  die Oberlausitz noch mal zu genießen. Wir haben mehr als 200 km hinter uns und jede Menge schöne Erinnerungen an eine herrliche Wanderung durch Sachsen gespeichert. Und wir kommen bestimmt bald mal wieder ins Osterzgebirge, ins Elbsandsteingebirge und in die wunderbare Oberlausitz und das Zittauer Gebirge!

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