Ein Wanderwochenende im Elbsandsteingebirge rund um Wehlen

Ein Wandertermin mit Familie RTLP war Anlass, uns mal wieder ins Elbsandsteingebirge zu begeben. Dass sich die Anfahrt auch lohnt, haben wir ein paar Tage rangehängt und in Wehlen Quartier bezogen.  

Das Elbsandsteingebirge, auch liebevoll „Elbi“ genannt, erreicht man sehr gut mit dem Zug, was angesichts dichten Güterverkehrs im engen Tal leider nicht nur ein Segen ist.  Nichtsdestotrotz sind das Elbtal, die kleinen Örtchen und die umliegende Landschaft höchst charmant. Von den umliegenden Gipfeln wirken die kleinen Häuschen zwischen denen grotesk überdimensionierte Züge fahren, fast wie eine Modellbahnlandschaft.  Natürlich trägt auch die weitgehende Abwesenheit des motorisierten Durchgangsverkehrs zum besonderen Charme des Elbtals zwischen Pirna und Königstein bei.

Nun aber genug gesäuselt.  Wir starten zunächst In Pirnas hübscher Altstadt, von wo uns eine erste Tour über Mockethal, Daube und Lohmen nach Dorf Wehlen und schließlich auch nach Stadt Wehlen bringt [Pirna – Wehlen, 17 km].  Grandios sind dabei der Weg von Posta nach Mockethal und der Liebethaler Grund, der sich recht unerwartet und grandios auftut. Der Weg von Lohmen nach Dorf Wehlen ist zudem gesäumt mit überreich tragenden und leckeren Kirschen in allen Schattierungen von schwarz, rot bis gelb an denen wir uns mehr als satt essen.

In Wehlen beziehen wir Quartier im Manufakturhotel, einem liebvoll restaurierten Haus am Markt. Der Balkon am Zimmer bietet einen grandiosen Blick auf die pittoreske Stadt- und Flußlandschaft fast bis Rathen. Das Haus beherbergt eine Pastamanufaktur, so dass es nicht überraschend ist, dass die Küche des Hotels italienisch geprägt ist und kein Gericht ohne Nudeln bereit hält. Wir essen hier sehr lecker, leider bei für die Terasse zu kühlem Wetter.

Anderntags treffen wir nach ausgiebigem und wiederum leckeren Frühstück die Familie RTLP nebst Zulauf am Bahnhof, von wo wir den Rauenstein über einen schönen und aussichtsreichen Höhenweg erklimmen und im Berggasthaus einkehren.  Bis dorthin sind die Kinder auch noch leidlich motiviert, was jedoch beim Abstieg nach Rathen schnell nachlässt.  Immerhin reicht die Ausdauer noch für einen kleinen Bummel an die Elbe und eine weitere Einkehr zum Kaffee.  Immerhin bot die Runde genügend Gelegenheit für die Erwachsenen, mal wieder über alles Mögliche zu reden und ein neues Treffen auszumachen.  Bei dieser Gelegenheit sei die Dame des Hauses an Eierschecke erinnert 😉

Der Zug bringt die RTLP+ wieder zurück nach Randdresden und wir wandern noch ein wenig weiter. Die stillen Gründe unterhalb der Bastei stehen schon lange auf der Agenda und deshalb gehen wir von Rathen zunächst auf den Haldenweg, der nur wenige Meter vom asphaltierten Weg entfernt, durch eine komplett andere Welt am Fuß der ehemaligen Brüche führt. Von hier zweigen diverse Wege in die stillen Gründe ab, wir entscheiden uns für den Griesgrund, durch den ein wild-romantischer und alpiner Weg hinauf zum Steinernen Tisch führt. Hier sind wir wieder auf breiten Waldwegen, die uns hinunter zum Steinrücken oberhalb von Wehlen führen, von wo es einige schöne Aussichten ins Tal gibt. Von hier erreicht man auch den Felsen der Burgruine Wehlen mit großartiger Aussicht auf Ort und Tal [Wehlen – Rauenstein – Rathen – Griesgrund – Wehlen, 11 km]. Abends essen wir im hübschen Bauernhäusel auf der anderen Elbseite solide deutsche Kost.

Für den nächsten Tag steht eine größere Runde an. Wir queren die Elbe und wandern auf schönen Wegen Richtung Naundorf, streifen das Dorf und laufen vorbei am kleinen Bärenstein Richtung Thürmsdorf.  In Thürmsdorf treffen wir auf ein teils saniertes Schloß mit hübschem Park und Schokoladenmanufaktur. Leider sind wir noch gar kein bißchen hungrig und gehen vorbei, aber nicht ohne diesem Kleinod eine gute Zukunft zu wünschen.  Dieser schöne Ort liegt wie so manch anderer im Schatten der Touristenströme und kann nicht mit den herausgeputzten Orten im Elbtal mithalten. Also liebe Leute, besucht bitte auch Thürmsdorf, Struppen, Lohmen, Neustadt, Sebnitz und wie sie alle heißen und nicht immer nur die ohnehin überlaufenen Top-Ziele im Elbi!  Wir wandern weiter an der Elbe, vorbei an Königstein und mit der Fähre rüber nach Halbestadt. Nach kurzem aber anstrengenden Aufsteig sind wir auch schon auf dem Lilienstein, wo wir etwas essen, ausruhen und die herrlichen Aussichten in fast alle Richtungen und über weite Teile des Elbi genießen. Über den Südabstieg und den Lottergrund erreichen wir schnell wieder das Tal und laufen zurück nach Rathen, nicht ohne noch leckeren Kuchen zu essen [Wehlen- Thürmsdorf – Lilienstein – Wehlen, 20 km].

Abends bummeln wir dann nochmals nach Rathen, um im Hotel Elbiente zu speisen. Auf der Terasse mit Abendsonne sitzt man in der ersten Reihe und wo tagsüber ziemliches Gewusel ist, genießt man abends den Blick auf die schöne Elblandschaft und den gegenüberliegenden Ortsteil. Die Gerichte in der etwas unübersichtlichen Karte klingen allesamt verheißungsvoll und wir werden nicht enttäuscht. Sowohl Vor- als auch Hauptspeisen sind raffiniert und lecker. Es bleibt sogar noch Platz für ein kleines feines Dessert. Übrigens bietet die Karte auch eine ganze Menge Gerichte der bodenständigen Küche zu recht fairen Preisen, die vermutlich ebenfalls gut zubereitet sind. Für das Elbiente gibt es ganz klar eine Empfehlung! Auf dem Rückweg nach Wehlen bestaunen wir noch die zahlreichen Glühwürmchen im Wald. Ein toller Abend!

Am letzten Tag geht es nach dem guten Frühstück schon wieder heimwärts. Wir wandern zurück nach Pirna, dieses mal auf der anderen Elbseite über Struppen und Obervogelgesang [Wehlen – Struppen – Pirna, 12 km].  Der Weg ist nicht ganz so reizvoll wie der vom ersten Tag, hat aber dennoch viele schöne Abschnitte. Mit Struppen sehen wir einen weiteren der leider vernachlässigten Orte der zweiten Reihe. Nach Obervogelgesang geht es immer am Fluß entlang mit schönem Blick auf das gegenüberliegende felsige Ufer. Etwas enttäuschend ist dann der sogenannte Canalettoweg oberhalb des Elbhangs im Pirnaer Ortsteil Sonnenstein. Reste eines alten aber nun verwilderten Parks sind zu erahnen, teils führt der Weg an hässlichen Mauern entlang – da könnte man mehr draus machen. Am Schloss Sonnenstein hat man dann tatsächlich einen schönen Blick auf die Pirnaer Altstadt, die man wenige Minuten später erreicht. Noch ein Eis und dann geht es auch schon zum Bahnhof, wo es mit dem Zug zurück nach Hause geht.  Zuvor bewundern wir noch den Busbahnhof von Pirna mit seiner brutalen Betonarchitektur. Der Reisende wendet sich mit Grausen und kann zum Glück von vielen schönen Erinnerungen an das Elbi zehren.