Otto Wer? Wer mich kennt weiß, dass ich schon lange von den Rezepten des Yotam Ottolenghi schwärme, einem Londoner Koch mit israelischen Wurzeln. Seit seinem Kochbuch „Genussvoll vegetarisch“ liebe ich seinen Stil. Es gibt Futter für die Seele aus überwiegend europäischen Zutaten mit einem ausgeprägt orientalischem Einfluss. Denke ich etwa an Shakshuka, die mit Taleggio gratinierten Champignons oder die Spiegeleier mit gebratenem Ruccola, setzt sofort der Pawlowsche ein.
Ottolenghis jüngstes Kochbuch heisst „Simple“ und verspricht einfache Rezepte, teils mit wenigen Zutaten, teils sogar fast ausschließlich mit Zeug aus dem Vorratsschrank. Wohl dem, der im Vorratsschrank genug gehamstert hat! Die typischen Ottolenghi-Zutaten dürften allerdings die Wenigsten im Vorrat haben. Es sind derer zehn und nur wenige davon findet man im gut sortierten Supermarkt – zumindest nicht in Chemnitz. Das gut sortierte Internet schafft aber auch hier Abhilfe.
Nun also los, wir starten mit drei „simplen“ Gerichten: Gerösteter Spitzkohl, Bratkartoffeln und Frikadellen. Am wenigsten überraschend sind wohl die Bratkartoffeln. Ungewohnt ist hier nur, dass diese ausgehend von rohen Kartoffeln mit viel Öl in einem Tiegel gebraten werden. Sumach und Rosmarin sorgen abschließend für das besondere Aroma. Mangels Lamm mache ich die Frikadellen mit Hack vom Schwein und Rind. Pistazienkerne und Ruccola bringen das gewisse Etwas und eine krass grüne Farbe. Zu den Frikadellen gibt es Joghurt mit Sumach. Soweit so lecker. Richtig wow macht es aber beim Spitzkohl. Diesen habe ich abweichend vom Rezept klein geschnitten. Mit Zitronenschale, Zitronensaft, Öl und Knoblauch wird das Ganze mariniert und im Ofen geröstet. Die gleiche Mischung kommt am Ende noch mal frisch dazu. Das Ergebnis ist eine echte Offenbarung. Wohlfühlessen vom Feinsten und man fragt sich, wie man bisher ohne diese Aromen leben konnte!
Unnötig zu sagen, dass man von den kleinen Frikadellen gern ein paar mehr machen kann, denn die schmecken beim Wandern oder einfach aufs Brot. Von diesen leckeren Sachen wollen wir gern mehr probieren. Etliche Zutaten lauern ja noch im Hamsterschrank und der Rezepte gibt es auch noch reichlich, nicht zuletzt auch in den anderen Büchern von Ottolenghi in meinem Regal („Jerusalem“, „Das Kochbuch“, „Nopi“). Und natürlich bestellen wir auch diesmal die Kochbücher nicht im Internetgroßhandel sondern beim Buchhändler um die Ecke.