Anreise Null Stunden, freundliche Gastgeber, herrliche und vielfältige Landschaften, großartige Fernblicke, freundliches Sommerwetter und ganz viel Ruhe! Wo gibt es das schon? Im Erzgebirge vor unserer Haustür!
Und so startet und endet unser einwöchiger Wanderurlaub durch das Erzgebirge tatsächlich direkt vor der Haustür. Die erste Etappe (21 km) führt uns durch den Zeisigwald, vorbei am Eibsee und der Talsperre Euba, über den Katzenberg, hinunter nach Erdmannsdorf. Hier essen wir lecker Kuchen bei Dauerbespaßung durch den Wirt des Blockhauscafé. Nach kurzem heftigen Anstieg genießen wir schon den Blick von Augustusburg weit übers Land, bummeln durch den herrlichen Anna-Garten und trinken ein Ziel-Radler im Café Friedrich, wo wir auch übernachten. Leider gibt es hier kein Abendessen mehr, was uns allerdings einen schönen und aussichtsreichen Abendspaziergang zum Abendessen im Höckericht beschert. Macht satt.
Anderntags geht es über den Hetzdorfer Viadukt und Oederan nach Oberschöna bei Freiberg (26 km). Besonders schön ist der lange Weg durch das beschauliche Kirchbach. Wir machen noch einen Abstecher in den Oberschönaer Steinbruch, der aber verzichtbar ist. In unserem Quartier, der Ölmühle, werden wir freundlich empfangen und gut versorgt.
Frauenstein ist das Ziel des nächsten Tages (30 km). Zunächst laufen wir an Freiberg vorbei mit vielen schönen Blicken auf die Stadt zur Freiberger Mulde. Nach einem Imbiss in Weißenborn wechseln wir auf einem nicht ganz so angenehmen Straßenabschnitt in das wiederum schöne Tal der Bobritzsch. In der Bäckerei Köhler in Oberbobritzsch essen wir unglaublich leckere Blechkuchen, bevor wir uns auf den Anstieg nach Frauenstein machen, der mit vielen großartigen Fernblicken belohnt wird. Frauenstein ist ein hübsches kleines Städtchen inmitten schöner Landschaft, welches wohl in anderen Teilen des Landes voller Touristen wäre. Hier jedoch sind wir allein im Hotel Frauensteiner Hof, wo wir dafür besonders viel Gastlichkeit und sehr leckeres Essen genießen. Abends bummeln wir durch den menschenleeren Ort zum Schloss – wunderschön, nur leider alles tot.
Drei Täler (Gimmlitz, Nassauer Dorfbach und Mulde) sowie die aussichtsreichen Höhenzüge dazwischen prägen diesen Abschnitt unserer Wanderung (24 km). Das ist Genusswandern im besten Sinne. Mit Genuss endet auch dieser Tag, nach leckerem Kuchen in der Kreuztanne übernachten wir im Kleinen Vorwerk Sayda, wo wir die exzellente Küche genießen. Nicht weniger großartig ist allerdings die Lage des Vorwerks inmitten einer weiten Wiese wiederum mitten im Wald. Hier sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht und das ist gut so. Noch lange sitzen wir auf der Terrasse und genießen den abendlichen Blick auf Wiese und Waldrand.
Ähnliches Genusswandern bietet auch die nächste Etappe (26 km). Wir verlassen Sayda auf schönen Höhenwegen, passieren die schön gelegenen Örtchen Dittmannsdorf, Pfaffroda, Hallbach und Hutha bis wir schließlich bei Wernsdorf ins Flöhatal nach Pockau absteigen. Im berühmten Café Mauersberger wird noch mal konditert, bevor wir mit herrlichen Aussichten hinauf nach Lengefeld zum Hotel Waldesruh wandern. Hier übernachten und essen wir gut.
Durch viel Wald erreichen wir am nächsten Tag Großolbersdorf, wo sich vom Höhenzug erneut grandiose Fernblicke über weite Teile des Erzgebirges auftun. Im Ort machen wir lecker Rast beim Fleischer, bevor wir hinab nach Scharfenstein und auf der anderen Seite des Zschopautals wieder bergan gehen. Auf schönen Wegen mit viel Aussicht passieren wir Drebach und Herold bis wir Thum, unser Tagesziel erreichen (24 km). Hier übernachten wir im Ratskeller, sehr freundlich, aber recht schlicht und leider direkt an der stark befahrenen Hauptstraße.
Nun geht es schon wieder heimwärts, durch Thum laufen wir zum Schwarzen Teich, wo wir leider ein Stück unangenehm stark befahrener Straße passieren müssen. Zum Glück wird es bald wieder ruhiger, wir laufen vorbei an Auerbach hinab ins Zwönitztal, steigen erneut hinauf zur Erzgebirgsnordrandstufe, verweilen bei einem schönen Blick über Chemnitz und bummeln hinab nach Klaffenbach, wo wir in die Citybahn steigen, die uns zurück ins Zentrum von Chemnitz bringt. Die letzten Meter auf den Kaßberg gehen wir wieder zu Fuß, so dass wir tatsächlich von Haustür zu Haustür wandern (15 km).
Damit endet eine schöne Wanderurlaubswoche im Erzgebirge bei feinstem Sommerwetter. Ein paar Wermutstropfen sollen dennoch nicht verschwiegen werden. Die vielen herrlichen und gut ausgeschilderten Wege durch die Landschaft stehen leider in unschönem Kontrast zu den meist gar nicht für Fußgänger gemachten Orten des Erzgebirges. Wanderer fühlen sich hier selten willkommen, können sich allerdings damit trösten, dass die Angebote für Fahrradtouristen im Erzgebirge noch sehr viel schlechter sind. Auch kulinarisch darf das Erzgebirge gern noch ein wenig zulegen. Die sehr leckere regionale Küche wird oft lieblos zubereitet und dargeboten. Hier wäre eine Rückbesinnung auf kulinarische Traditionen, die Land und Saison spiegeln, wünschenswert. Wenige Inseln der kulinarischen Glückseligkeit zeigen zum Glück, wo es hingehen kann. Wir kommen auf jeden Fall gern wieder und hoffen auf eine weitere positive Entwicklung und die Entdeckung des Erzgebirges durch viele Naturtouristen und Genußwanderer!