Highway to Hell, so heisst es in einem Klassiker. Ganz so schlimm war es nicht, als wir die künftige Flöhaer Stadtautobahn kurz vor der Inbetriebnahme noch mal unter die Füße nahmen. Man denkt ja immer, so eine Autoschneise durch eine Stadt baut seit den 70ern keiner mehr, aber vielleicht lag es ja auch daran, dass die Planer Flöha einfach nicht als Stadt erkannt haben. Jedenfalls hat Flöha jetzt ne tolle Stadtautobahn mit einem jeweils irrsinnigen Netz von verschachtelten Auf- und Abfahrten an beiden Enden, mit Brücken für Autos, Fußgänger und allerlei anderes Getier und dazwischen ca. 5 km Rennstrecke mitten durch das, was man wohlwollend City nennen könnte.
Wir starten also am Anfang der Trasse am Ortsende von Niederwiesa, bestaunen das Gewirr von Auf- und Abfahrten und laufen frohen Mutes über frischen Asphalt. Eigentlich fast schon idyllisch liegt die Trasse zwischen Wald und Eisenbahn und bald erreichen wir den Ort. Wir laufen auf Höhe der Obergeschosse der Wohnhäuser, die teils kaum mehr als 10 m von der Trasse entfernt sind. Fairerweise muss man natürlich sagen, dass diese Häuser immer schon in Rufweite der Eisenbahntrasse lagen, so dass die neue Trasse hier einfach nur für anderen und noch kontinuierlicheren Lärm sorgen wird. Anderes als Autos ist auf der Trasse nicht vorgesehen, daher baut man für Fußgänger und Radfahrer auf Höhe des Bahnhofs nicht weniger gigantische, teils canyonartige Auffahrten und verwegene Brückenbauwerke, die es dem Nutzer auf wunderbare Weise erlauben, die zeitgenössische Betonbaukunst in allen Details zu erleben.
Kurz nach dem Bahnhof endet die Trasse recht unvermittelt in einer langgezogenen Linkskurve und einem gigantischen Kreisel, in dem die Trasse sich sogar selbst schneidet. Respekt! Rechten Sinn ergibt das Ganze nicht, aber man hat vielleicht letztmalig in Sachsen zeigen dürfen, was moderne Verkehrsbaukunst vermag.
Da wir natürlich nicht über die Trasse zurücklaufen möchten, schließen wir noch eine größere Wanderung an. Am Trassenende halten wir uns querfeldein waldwärts, wo wir am Waldrand auf den Wanderweg ins Flöhatal treffen. Entlang der Flöhaaue laufen wir Richtung Falkenau. Es steht zu befürchten, dass sich auch hier die Planer und Straßenbauer noch mal austoben dürfen. Lesenswertes zur Flöhatalaue findet sich übrigens im Netz, entsprechende Verfahren sind bei Gericht anhängig. Wie auch immer, noch genießen wir die Ruhe und das dörfliche Falkenau.
In Falkenau queren wir die Bundesstraße und wandern hinauf zum Höhenzug zwischen Flöha und Frankenberg. Auf diesem Höhenzug verläuft dann auch unser Rückweg, mit immer wieder schönen Aussichten ins Flöhatal und ins Frankenberger Land, später auch zur Augustusburg, die majestätisch vor der Silhouette des Erzgebirges thront. Am Finkenmühlengebiet verlassen wir die Höhe und laufen hinunter ins Zschopautal, von wo es nur noch wenige Schritte bis zu unserem Ausgangspunkt sind. Auf den letzten Metern dürfen wir noch den Irrsinn des baulichen Hochwasserschutzes in Sachsen bewundern. Mit immer höheren Betonwänden werden die Flüsse eingeschnürt, um weiteren Wüstenrotwarzen in den früheren Überflutungsgebieten und Auen Platz machen. Wir sehen uns beim nächsten Jahrtausendhochwasser.
Damit schließt sich eine schöne spätherbstliche Runde in einer zum Glück noch nicht vollends betonierten Landschaft. Den Verlauf der 18 km langen Tour findet man hier. Und hier gibts Bilder.