Whisky in Gelenau

Foto: Frank Richter

Wer würde wohl vermuten, dass im Keller eines unscheinbaren Einfamilienhauses im langgezogenen Straßendorf Gelenau das Whisky-Paradies zu finden ist? Mit Hilfe freundlicher Eingeborener („Poasst auff, ieech erklärs eich! … U dann es Bärschl nunner …“) finden wir nach nur kurzem Umherirren in bitterer Kälte schon das Ziel, die Gelenauer Marionettenspiele. Drinnen ist es vor allem erst mal warm und wir werden sofort herzlich willkommen geheißen.
Nach der Bestellung von „Weichei“-Bier (Specht Landbier) ist schnell klar, wer an diesem Abend die Opfer sind, nämlich wir, die Städter. In den unzähligen Späßchen, die Frank, der Chef des Hauses, in feinster Erzgebirgischer Mundart macht, nimmt er aber nicht nur uns und die anderen Gäste sondern gern auch mal sich selbst auf die Schippe („So ein kleines Fass, … 125 l, … das bin quasi ich als Fass!“). Wir amüsieren uns bestens.
Dieser Frank, der Marionettenspieler, veranstaltet an diesem Abend aber nicht nur Spässchen, sondern eine Whisky-Verkostung. Natürlich gibt es nicht irgendwelchen Whisky, sondern nur vom Feinsten, das Beste was die Weiten Schottlands, aber auch der Rest der Welt so hergeben. Der Whisky-Kenner wird hier nichts vermissen, der Laie ist beeindruckt! Eine gar nicht mal kleine Auswahl an Whisky ist auf dem Altar (vormals Bühne) drapiert, bei Bedarf werden aber auch schnell weitere Flaschen aus dem mehr als 100 Sorten umfassenden Angebot herbeigeschafft. Frank führt uns sanft aber bestimmt auf unserer Tour, geht aber auch gern auf Wünsche ein, und so teilt sich die Verkostungsgemeinde schnell in mehrere Seitenlinien, die man mit ausgewogen (fruchtig, aromatisch, Sherry) oder krass (Mullbinde, frischer Teer) beschreiben könnte und die sich im Laufe des Abends weiter verästelt. Frank erzählt dazu ohne Unterlass, und so weiß man bald mehr, als man eigentlich wissen wollte. Am Ende des Abends hat so ziemlich jeder seine individuelle Trinkhistorie, die für die nicht so whiskyfesten Gäste auch auf dem Kassenbon festgehalten ist. Meine liest sich als Glengoyne 17 years, Dalmore 15, Suntori Yamazaki 18, Redbreast 12. Der Kenner wird schnell erkennen, dass hier die fruchtig-ausgewogene Schiene verfolgt wird. Mir wurde auch allein durch den Geruch der Nachbargläser klar, dass ich die torfige Schiene überhaupt nicht mag.  Alles was ich hatte, war ohne Frage sehr gut trinkbar, die Favoriten kamen klar am Ende, vom Japaner und vom Rotkehlchen könnte man sich echt mal ne Flasche hinstellen. Zum Aberlour kam es dann nicht mehr, aber der ist beim nächsten Mal fällig!
Zu allem Überfluss gab es dazu auch noch feinstes Essen, gekocht von Franks Frau Helga. Nach einer feinen Käsesuppe wurden Sellerie-Kartoffelstampf, Risotto mit Pilzen, Bohnen-Tomatengemüse, Salat, Schweinebraten und geräucherte Rinderbrust aufgetragen und bis zum Abwinken nachgefüllt. Alles äußerst lecker, vor allem aber Risotto, Stampf und Rinderbrust und von letzterer wiederum der etwas durchwachsenere und damit saftigere Teil, der am Ende auf den Tisch kam – herrlich! Natürlich durfte ein Dessert nicht fehlen, besser noch zwei, denn zu einer Sahne mit Haferflocken auf Himbeeren kam noch eine feine Käseauswahl, darunter auch ein herrlicher Obazder. Lecker!
So ging ein herrlicher Abend rum, wie man ihn sich schöner kaum wünschen kann – gern mal wieder!

Es ist herrlich, zu erleben, wenn jemand so sein Hobby zum Beruf machen kann!

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