Nicht mal zwei Stunden südlich von Chemnitz, gleich hinter dem Abbruch das Erzgebirges zur Böhmischen Tiefebene findet man eine wundersame Landschaft, die Kegelberge des Böhmischen Mittelgebirges. Die einst gerühmten Bäder und Urlaubsorte entlang des Elbtales südlich von Usti fristen zwar heute zumeist ein tristes Dasein, doch große Teile der herrlichen Landschaft sind noch da.
Für ein langes Wochenende haben wir Quartier in Lovosice, im Hotel Lev. Das Hotel ist recht gut und bietet sehr gute böhmische Küche, so dass wir letzlich zumeist hier zu Abend essen. Der Ort an sich ist freilich belanglos, eine Industriestadt, aber günstig gelegen für die Erkundung des Böhmischen Mittelgebirges.
Gleich am ersten Tag führt uns eine sehr ausgedehnte Tour zum nahegelegenen Berg Lobosch und weiter zum höchsten und berühmtesten Berg des Gebirges, den Milleschauer, einem 837 m hohen nahezu perfektem Kegel und natürlich wieder zurück. Von beiden ergeben sich großartige Aussichten zu den umliegenden Bergen und weit in die Böhmische Tiefebene (31 km, Track).
Anderntags folgen wir ein Stück der Elbe, um nach einigen Kilometern festzustellen, dass die Fähre derzeit nicht fährt und die geplante Tour so nicht funktionert (8 km, Track). Wir fahren also rasch auf die andere Seite, um die Tour dort wieder aufzunehmen (12 km, Track). Nach schönem Weg durch Dörfer und Obstgärten stehen wir alsbald auf dem markanten Felsrücken der Radebeule mit Blick ins Elbtal, ins nahe gelegene Leitmeritz und zu einer von oben interessant wirkenden sehr regelmäßig angelegten Siedlung. Diese identifizieren wir später als Theresienstadt mit sehr imposanten Festungsanlagen und Museen und Gedenkstätten zum jüdischen Ghetto. Später besuchen wir noch Leitmeritz, eine sehr schöne Kleinstadt am Zusammenfluss von Elbe und Eger.
Der dritte Tag führt uns nach Salesel, dem früheren „Böhmischen Meran“ wovon aber leider nicht mehr viel übrig ist. Am Müllerstein und am Dubauer Kirchlein gibt es herrliche Aussichten ins Elbtal (8 km, Track). Die auf beiden Elbseiten sehr zahlreichen Züge verstärken den Eindruck, eine hübsch gemachte Eisenbahnplatte mit grotesk überdimensionierten Bahnanlagen vor sich zu haben. In der Tat nehmen in vielen Orten des Böhmischen Elbtals Bahnanlagen weite Teile der Flächen ein. In der zweiten Hälfte des Tages fahren wir zügig an Usti nad Labem vorbei ins ehemalige Kurstädtchen Bilin und ersteigen den steilen Fels des Biliner Borschen (9 km, Track). Vor uns liegt nun der Abbruch des Erzgebirges von Ost bis West soweit das Auge reicht, aber auch riesige Tagebauflächen und Kraftwerke.
Nun heisst es auch schon Abschied nehmen, wir besteigen am letzten Tag noch schnell den Steppenberg Oblik im Westen des Gebirges mit seinen herrlichen Blumenwiesen auf dem Gipfel (3 km, Track). In östlicher Richtung sehen wir den einsamen Kegel der Hasenburg, die mit ihren Türmen in der flachen Landschaft ein wenig wie Mordor wirkt. Wir besuchen noch die nahegelegene Stadt Laun an der Eger und sind nicht mal anderthalb Stunden später schon wieder zuhause.
Wir kommen bestimmt bald mal wieder und empfehlen jedermann das Böhmische Mittelgebirge. Wanderern sei der Führer vom Berg- und Naturverlag Rölke ans Herz gelegt, der neben den Touren auch viele Hintergrundinformationen zur Natur und zur wechselvollen Geschichte des Gebietes bereithält.