Lange haben wir nichts von uns hören lassen und das hatte seinen guten Grund. Zum Überwintern hatten wir uns in tropische Gefilde zurückgezogen, auf die Insel La Réunion – ein Stück Frankreich im Indischen Ozean.
Wenn es überhaupt so etwas wie das Paradies auf Erden gibt, dann ist Réunion ziemlich nah dran. Tropisch warm, üppig grün und bunt, traumhafte Strände, urige Wälder, hohe Berge – und das alles mit mitteleuropäischer Infrastruktur und Sicherheit. Einzige Wermutstropfen: ziemlich weit weg (11 h Flug von Paris) und auch ziemlich teuer. Letzteres hat aber auch den Vorteil, das man sich nicht mit den Neckermännern um die schönsten Plätze balgen muss. Die Insel ist nicht sonderlich touristisch, dennoch gibt es genügend Hotels und Restaurants. Es dominiert das Alltagsleben der Einheimischen, welches natürlich der schönen Umgebung durchaus angemessen ist. Der Franzose an sich überarbeitet sich ja schon nicht gern und das stelle man sich gepaart mit afrikanischer Lockerheit vor. Et voilà, so lebt es sich hier ganz paradiesisch und alles andere wäre auch Quatsch.
Wir brauchen ein paar Tage um runter zu kommen und entspannt und gelassen zu werden. Die Hitze hilft dabei ungemein, denn jede Bewegung führt zu Schweiß in Strömen. In dieser ersten Woche an der Westküste freue ich mich richtig über Regen, da ist es wenigstens etwas frischer. Im Übrigen stört der in der ersten Woche häufige Regen im tropischen Sommer wenig – es ist ja warm! Wir logieren hier im Blue Margouillat, einem gediegenen kleinen Hotel mit exzellenter Küche. Bei mehreren länglichen Menüs kosten wir uns durch Küche und Weinkeller. Selten haben wir so gut gegessen und getrunken, lecker und stimmungsvoll auf der Veranda direkt am Pool. Der Höhepunkt war zweifelsohne das 6-gängige Silvestermenü – ein wunderbarer Zeitvertreib für den langen Abend. Von hier machen wir schöne Ausflüge in die Berge, eine Tour durch tropische Obstgärten mit vollreifen Mangos bis zum Abwinken und vieles mehr.
Für die zweite Woche auf der Insel geht es in die Berge, in einen der drei Cirques – den Cirque de Cilaos. Auf gut 1000 m Höhe ist es bei etwa 26 Grad ganz angenehm – abends muss man dann fast schon einen Pullover überziehen. Wir wohnen deutlich bescheidener aber noch immer sehr gut im Hotel Tsilaosa, ein sehr markantes Gebäude im kreolischen Stil mitten im Ort. Die umliegenden hohen Berge sind von zahlreichen beeindruckenden Schluchten durchzogen – ein Paradies für Wanderer. Die zahlreichen Flußquerungen bei den Wanderungen erlauben willkommene Erfrischungen, oft unfreiwillig, denn Brücken gibt es an den Wanderwegen nicht. Abends erkunden wir in den Restaurants im Ort die kreolische Küche, eine leckere Mischung aus französisch, afrikanisch, indisch und chinesisch – also von allen Kulturen, die auf der Insel zu finden sind. Typisch sind Carris – eine Art Curry-Gericht mit Fisch, Fleisch oder leckeren Würsten in würzigen Saucen, die an die indische Küche erinnern. Die Spezialität von Cilaos sind Linsen, die die Einhemischen stolz fast jedem Gericht beifügen, was auf Dauer etwas lästig wird. Als wir den Cirque de Cilaos auf der einzigen (und sehr abenteuerlichen) Straße verlassen, staut es sich an einer frischen Steinschlagstelle. Von einem Hubschrauber wird der umliegende Fels inspiziert. Wir kommen grad noch durch, wenig später wird die Straße für viele Stunden komplett gesperrt. In den Medien sehen wir abends Bilder von einem Auto, welches von einem größeren Brocken getroffen wurde.
Von Cilaos fahren wir über den Südosten zu unserem dritten Standort im Nordosten. Am Maison du Curcuma decke ich mit feinstem Kurkuma und hervorragender Vanille ein. Später sehen wir im faszinierenden Jardin des Parfums et des Épices (Garten der Düfte und Gewürze) neben vielen anderen tropischen Pflanzen unter anderem auch, wie Vanille wächst. Wir entdecken am Vieux Port de Tremblet den faszinierendsten Wasserfall aller Zeiten, der sich von der Abbruchkante eines Lavafeldes auf malerischen Sandstrand ergießt. Hier beginnt die Grande Brûlé, das riesige Lavafeld des Vulkans. Die Straße führt über die Lavaströme der letzten Jahrzehnte. Der jüngste Lavastrom (2007) ist noch recht frisch und die neue Straße bewegt sich entsprechend noch immer ganz langsam Richtung Meer.
Im Nordosten wohnen wir für die dritte Woche auf der Diana Dea Lodge – einem ehemaligen Jagdgebiet. Entsprechend sind zahlreiche Hirsche im umzäunten Gelände unterwegs, die nun hier ihr Auskommen und nichts mehr zu fürchten haben. Die Lodge bietet einen traumhaften Fernblick über die Küste und viel Ruhe. Die Gebäude sind stilvoll, die Küche ist wiederum sehr gut und auch hier lässt es sich gut aushalten. Von hier erkunden wir das Höllenloch Trou de Fer im wundervollen Urwald Forêt de Bébour-Bélouve und Wasserfälle am Bergsee Grand Etang. Natürlich führt uns eine Tour auch auf den faszinierenden Vulkan Piton de la Fournaise. Freilich sind diese Ausflüge mit sehr langen Anfahrten von der abgelegenen Lodge verbunden. Deshalb gönnen wir uns tatsächlich auch mal zwei Ruhetage, an denen wir nichts unternehmen, außer ein wenig auf dem weitläufigen Gelände herumzustromern, zu lesen und am Pool zu liegen.
Nach einer Woche auf der Lodge endet leider schon unsere Zeit im Paradies. Da unser Flug erst abends startet, haben wir noch einen Tag Zeit, an der Nordküste herumzubummeln. Hier entdecken wir die Miniaturausgabe der Niagarafälle, sehen eine tamilische Prozession und besuchen inmitten endloser Zuckerrohrplantagen einen Laden voller Rum.
Es soll hier nicht von allen Unternehmungen berichtet werden – dafür gibt es zahllose Bilder (Passwort für die Bilderseite bitte erfragen) und demnächst sicher viele Gelegenheiten, diese in verschiedensten Runden zeigen und dazu zu erzählen.
Tracks der diversen Wanderungen erscheinen gelegentlich noch auf dieser Seite.