Ein feines Gartenmenü braucht keine teure Outdoorküche – zwei Gartentische, Grill und Kochplatten genügen, um mitten im üppigsten Blumenschmuck lecker zu kochen und gemeinsam zu essen. Einiges wurde zuhause vorbereitet und wie immer ist „mis en place“ entscheidend für das Gelingen in Echtzeit. Dass die Gäste beim Kochen zuschauen können, ist Teil der Freude am Gartenkochen.
Wir starten mit einem Spitzkohlsüppchen, für das Spitzkohl im Ofen gegrillt wird, mit Zitronenabrieb, -saft, Olivenöl und Knoblauch. Daraus wird mit etwas Sahne und dem Zauberstab ein feines Süppchen. Im Garten werden als Einlage kleinste Blumenkohlröschen mit Zwiebeln in Olivenöl gebräunt, Lauchzwiebeln geschnitten und frischer Estragon gehackt. Etwas Brot dazu und fertig ist der erste Gang! Übrigens ist Blumenkohl das unterschätzte Gemüse schlechthin – nicht matschig gekocht sondern knackig geröstet lieben wir ihn.
Der zweite Gang huldigt den reifen Tomaten, die jetzt sowohl im Garten als auch beim liebsten Gemüseladen (Gartenbau Kretschmer, Barbarossastraße) verfügbar sind. Formen, Farben und Aromen sind unvergleichlich und da kommt keine Supermarkttomate mit. Deshalb gibt es jetzt Tomaten im Überfluss und außerhalb der Saison eher selten, mit Ausnahme des eingekochten Überschuss oder guten Dosentomaten. Schmelztomaten gehen am besten mit den kleinen Gelben von Kretschmer. Dafür wird Butter oder Olivenöl in der Pfanne erhitzt und die Tomaten kommen dazu, so dass sie ein Weilchen rösten, bevor sie platzen. Mit dem Platzen sind die Schmelztomaten fertig, weiteres Kochen würde zur Soße führen, aber das wollen wir jetzt nicht. Mit Filets von der Ananastomate und Burrata werden die geschmolzenen Tomaten warm serviert . Basilikum und die süßen Blütenblätter von Dahlien machen den Teller komplett.
Nicht weniger lecker sind im Sommer frische Gurken! Deshalb kommt als kleiner Zwischengang eine gekühlte Erfrischung aus in Joghurt pürierter Gurken auf den Tisch. Raffinesse bringt das herrliche Aroma das Zitronenbasilikums „Ms. Burns Lemon“ in dieses schlichte Gericht. Die fleischigen Blätter des Eiskrauts sorgen für knackig frischen Biss.
Aufmerksame Leser werden feststellen, dass sich die Hauptgerichte der Gartenküche über die Jahre ähneln: Fleisch, Pilze, Gemüse, Kartoffeln. Das ist aber nicht schlimm, denn immer wird es am Ende lecker. Diesmal mache ich Steinpilze, frische grüne Bohnen, ein Rinderfilet und Kartoffelpüree mit dicken grünen Bohnenkernen. Alles wird live im Garten zubereitet, Vorbereitung und Timing sind wichtig, um den Gang auf den Punkt gegart zu servieren. Den leckeren Teller ergänzen essbare Blüten von Mini-Tagetes und Boretsch.
Zum Schluß kommt das Dessert, welches wiederum zuhause vorbereitet wurde. In Adaption eines Ottolenghi-Gerichts gibt es einen Aprikosen Cheesecake – dekoriert mit Himbeeren und schwarzen Johannisbeeren aus dem Garten. Die Aprikosen aus deutschem Anbau sind derzeit unvergleichlich lecker, aber leider nur kurz verfügbar. Also auch hier gilt, reichlich essen und den Rest des Jahres die Finger von geschmacksfreier Supermarktware lassen. Dem Dessert fehlt es zwar etwas an Kohäsion (zu wenig Butter?), dafür ist es aber um so leckerer.