Von Grün zu Grün durchs Vogtland

Grüns sind das verbindende Element unserer Mehrtagestour durchs Vogtland. Nirgendwo sonst in Deutschland gibt es so viele Ort mit „Grün“ im Namen und wir haben uns vorgenommen, etliche davon zu erwandern. So kommen wir durchs ganze Vogtland, freilich nicht ganz so weit wie ursprünglich gedacht, denn die Tour endet mit einem kaputten Knie vier Tage vor dem geplanten Ende und wir sind „nur“ 7 Tage unterwegs.

Wegen umständlichem Schienenersatzverkehr starten wir gleich in Chemnitz mit einer Wanderung zum Bahnhof Siegmar. Von dort bringen uns MRB und Vogtlandbahn nach Neumark, wo unsere Vogtlandrunde startet. Erstes Ziel ist Reichenbach, das wir in Höhe des eindrucksvollen Wasserturms erreichen. Eine kleine Zusatzschleife mit wunderbaren Blicken auf die Göltzschtalbrücke, auf Reichenbach und die umgebende Landschaft führt uns durch Friesen und Mylau zum Hotel Schöne Aussicht, wo wir lecker essen, meinen Geburtstag feiern und komfortabel übernachten. Auf dieser ersten Tour ernten wir noch kein Grün, aber schon am nächsten Tag folgen derer Drei! Von Reichenbach geht es wieder ins Göltzschtal, vorbei an Mylau, wir passieren schreckliche durch lärmenden Verkehr geprägte Straßenschluchten und erreichen dann wieder das ganz hübsche, ruhige und auch ein bisschen tote Städtchen Netzschkau. Wir ernten Lauschgrün und erklimmen den Kuhberg mit großartiger Aussicht und einer beeindruckenden Gartenbahn. Nun geht es Schlag auf Schlag: Reimersgrün, Christgrün, Ruppertsgrün liegen am Weg nach Alt-Jocketa, wo wir im gleichnamigen Landhotel einkehren. Abends besucht uns die Schwiegermutter zum zweiten Geburtstagsfeiertag, wir essen leckere Hausmannskost und trinken gutes Vogtlandbier.

Am nächsten Tag geht es von Alt-Jocketa zunächst über Helmsgrün und Gansgrün zur Talsperre Pöhl. Wir laufen ein ganzes Stück um die Talsperre herum, sehen schier endlose Campingplätze, aber auch das eine oder andere schöne Stück Landschaft. Nahe der Autobahn wird der Weg etwas abenteuerlich und wir schlagen uns mehr durchs Unterholz, als dass wir wandern. Erst bei Neuensalz wird der Weg wieder schön. Wir passieren den hübschen Ort und erreichen bald wieder schreckliche Campingeinöden. Schön wird es wieder Richtung Voigtsgrün. Bald schon sehen wir Plauen und laufen auf einem herrlichen Weg durch schöne Landschaft hinab ins Elstertal. Wir folgen der Elster durch Plauen, teils auf schönem Weg, teils entlang lärmender Straßen – da hat die Stadt noch ein paar Hausaufgaben. Gleiches gilt für eine extrem Fußgänger-unfreundliche Baustellenlandschaft, die sich zwischen uns und den idyllischen Weberhäusern auftut. Mit Mühe finden wir einen Weg und laufen in die City, wo wir im Matsch einkehren. Hier übernachten wir sehr urig und begrüßen abends weitere Teile der Schwiegerfamilie zum dritten Geburtstagsfeiertag bei leckerer Vogtlandküche und weiteren Bieren.

Entlang einiger sehr hässlicher und absurd auf Autoverkehr ausgerichteter Straßenzüge verlassen wir Plauen. Nach der Südvorstadt wird der Weg wieder schön, wir erreichen einen Höhenzug mit schönem Blick übers Land bevor wir Unterlosa erreichen. Es folgt weiterer schöner Weg Richtung Oelsnitz, allein die nahe Autobahn trübt die Idylle deutlich. Um weitere Grüns zu ernten laufen wir noch eine Schlaufe Richtung Oelsnitz. Auf dem schönen Bahntrassenweg passieren wir Untermarxgrün und Altmannsgrün. Über Hartmannsgrün erreichen wir ein herrliches Tal, welches uns bis zur Burg Voigtsberg bringt, die wir über einen Anstieg mit schönem Ausblick erreichen. Von der Burg laufen wir hinunter durch den verschnarchten Ort, essen Eis und Kuchen und faulenzen ein Weilchen auf dem verträumten Markt. Ein Stück müssen wir noch laufen, durch das Elstertal und ein herrliches Seitental erreichen wir Oberhermsgrün, unseren Übernachtungsort. Die Vogtlandklause hat ihre besten Zeiten lange hinter sich – zur Übernachtung für Wanderer taugt’s.

Nun geht es weiter nach Unterhermsgrün, zurück ins Elstertal, dem wir ein Stück folgen. Bei Hundsgrün verlassen wir das Tal und genießen nach dem Anstieg durch den Ort weite Blicke ins Land, bin hinauf nach Schöneck. Überhaupt ist die Landschaft hier großartig – Vogtland vom Feinsten! Weiter geht es durch das idyllisch gelegene Arnsgrün und das schöne Naturschutzgebiet Zeidelweide nach Adorf. Wir checken erst mal in der Pension Nadja ein, ehe wir noch eine Runde durch den Ort laufen. Auch hier wenig Leben, trist und trostlos präsentiert sich Adorf. Immerhin gibt es ein Eis und nahe dem Markt entdecken wir ein kleines Stück Altstadt-Idylle. Eigens für uns und zwei weitere Wanderer öffnet abends die Küche und wir essen südeuopäisch! Nun folgt die wohl schönste Etappe, die uns entlang des Schwarzbach-Tals in den Musikwinkel führt. Nach kurzem Anstieg durch Jugelsburg genießen wir wunderbare Ausblicke ins weite Tal und zurück nach Adorf. Wir passieren Remtengrün und laufen auf schönen Wegen ins Tal hinab und auf der anderen Seite bald wieder hoch. Über Breitenfeld und Bernitzgrün geht es nun nach Wohlhausen, wo wir erneut das Panorama genießen. Zurück im Tal passieren wir Erlbach und nehmen noch Gopplasgrün mit, ehe wir wieder zurück ins Schwarzbachtal kommen und dem bis zum gleichnamigen Hotel in der Landesgemeinde folgen. Dieses Hotel ist speziell, vormals den Bonzen von Stasi und Ministerium des Inneren vorbehalten, versucht man sich nun unter türkischer Führung in der Neuzeit. Nun ja, es ist türkisch chic, der Service funktioniert mäßig, aber immerhin sind die Zimmer chic und man wird satt. Wer türkisches AI und Rentner in Jogginghosen mag, wird sich hier wohl fühlen.

Weiter geht es anderntags über den Höhenzug des Hohen Brand nach Oberzwota, welches zauberhaft in weiten Wiesen liegt und erneut herrliche Fernblicke bietet, ehe wir in den Wald eintauchen, durch den wir nach Schöneck laufen. In Schöneck öffnet sich an der Hohen Reuth der Blick wieder zum grandiosen Panorama vom Balkon des Vogtlands. Wir trinken lecker Kaffee und essen Torte in Ellie’s Café-Stube und laufen noch eine Runde durch den Ort, von dem meine Familie stammt und den wir früher oft besucht haben. Hier, nahe am Aussichtsfelsen, passiert’s, ich schau nach sonstwo, stolpere, stürze und verpasse mir eine tiefe Platzwunde am Knie. Ich werde überzeugt, dass weiter Wandern keine Option ist und so endet unsere Tour vorfristig. Wir übernachten noch schön in der Brauschänke und anderntags bringt uns die Schwiegermutter zurück nach Chemnitz, wo ich die Wunde versorgen lassen, die Gottseidank gut verheilt. Wir verpassen nun leider vier weitere schöne Etappen und etliche Grüns – aber das wird nachgeholt, versprochen! Immerhin sind auf unserer Tour an 7 Tagen schon 149 Kilometer, 3900 Höhenmeter und nicht weniger als 17 Grüns zusammengekommen (Track Gesamttour).