Teneriffa und El Hierro

Alle paar Jahre zieht es uns im Winter in wärmere Gefilde. Dem letzten derartigen Urlaub folgte unmittelbar die Seuche. Hoffen wir, dass unser dreiwöchiger Trip nach Teneriffa und El Hierro ohne derartige Folgen bleibt. Teneriffa besuchen wir erstmalig, sieht man mal von diversen Transfers bei Besuchen der anderen Inseln ab. In El Hierro hingegen sind wir quasi schon Stammgast, nach 2005, 2008, 2012, 2018 nun 2024. Und, so viel sei vorab schon verraten, El Hierro bleibt für uns die schönste Insel der Kanaren – überschaubar, wenige Touristen und landschaftlich unglaublich vielfältig.

Doch der Reihe nach: Die erste Woche sind wir im Osten Teneriffas, in einem kleinen Hotel in La Laguna. La Laguna überrascht in jeder Hinsicht, mit einer tollen Altstadt, die wir vom Hotel bequem zu Fuß erreichen, mit urbanem Leben Tag und Nacht und einer unglaublichen Zahl sehr guter Restaurants. Für urbanes Feeling sorgt die Universität, aber auch die vielen Einheimischen, die hier gern leben und nicht zuletzt die Abwesenheit von Touristenmassen. Mit der nahen Hauptstadt Santa Cruz bildet La Laguna einen kaum trennbaren dicht besiedelten Großraum, der sogar durch eine Straßenbahn erschlossen wird. Hier genießen wir also das abendliche Leben, essen sehr gut mit ganz vielen leckeren Kleinigkeiten, all to share, probieren kanarische Weine und Biere und bummeln durch die Stadt. Von Tag zu Tag entdecken wir mehr von der Stadt und immer noch taucht täglich ein noch nie gesehener Straßenzug voller Kneipen und Läden auf.

Tagsüber erkunden wir das nahe Anaga-Gebirge auf einigen großartigen Wanderungen (siehe Tracks unten). Von La Laguna erkunden wir auch Puerto de la Cruz, wo wir auf Kolonien frustrierter deutscher Überwinternder im Rentenalter treffen. Entbehrlich. Toll hingegen das nahe La Orotava mit seiner schönen Altstadt und gleich zwei schönen Gärten sowie das gleichnamige Tal, in dessen oberen Teil wir eine schöne Wanderung machen. Leider war dieses Gebiet im letzten Sommer von massiven Waldbränden betroffen, weshalb wir adhoc unsere Wanderung wegen noch andauernder Aufräumarbeiten umplanen mussten. Absolut faszinierend ist, dass die kanarischen Kiefern nach Bränden wieder austreiben, so dass schon wieder frisches Grün zwischen verkohlten Stämmen schimmert.

Woche zwei verbringen wir auf El Hierro. Wir haben ein kleines hübsches Ferienhaus, welches nahe bei La Frontera liegt, dem Zentrum des Golftals wenn nicht der ganzen Insel. Hier ist es angenehm warm, so dass wir sehr oft draußen sitzen und den Blick übers Tal schweifen lassen. Lediglich zwei Sturmtage sind etwas unangenehm, betreffen aber nur einen kleinen Teil der Insel (dummerweise unseren Wohnort), so dass wir leicht Wanderungen in ruhigeren Gebieten finden. El Hierro ist voll von schönen Erinnerungen an frühere Aufenthalte, die wir natürlich alle bedienen müssen, indem wir bekannte Orte ansteuern, meist bei Wanderungen – oder dann den Rest bei einer Insel-Rundfahrt. Letztere ist großartig, aber auf Grund der schmalen kurvigen Straßen auch etwas anstrengend. Wesentlich anstrengender war nur noch unsere Schnapsidee, die unbefestigte „Straße“, die am Gebirgskamm verläuft, zu nutzen, um einen Wanderstart zu erreichen. Durchschnittsgeschwindigkeit ca. 5 km/h und öfter lief ich vor dem Auto um den Fahrer an kritischen Stellen einzuweisen. Muss man nicht machen, aber lustig. Zumindest hinterher, als wir wieder Asphalt unter den Rädern hatten.

Wir besichtigen oder erwandern also alle wichtigen Miradores (La Pena, de Bascos, Las Playas, Jinama), das Inselwahrzeichen, den sturmgebeugten Wacholderbaum im Wacholderwald El Sabinar, das grüne Hochland, die Geysire an der Vulkanküste (Charco Manza), das Badebecken mit den Seeigeln (Charco Azul), das Weideland im Westen auf der Hochebene La Dehesa, den Strand an dem man zwischen mörderischen Wellen und Steinschlag wählen kann, die verträumten Dörfer der Inselmitte, die Steilküste und natürlich den tollen Lavatunnel am Leuchtturm, der nach 300 m zu einem Balkon in der Vulkanküste führt. Kulinarisch ist El Hierro eher nicht so aufregend, es dominiert solide spanische Hausmannskost und so kann das Fusion-Restaurant Warapu Streetfood in la Frontera schon herausragen – hier essen wir zwei mal. Lecker sind übrigens die auf der Insel erzeugten Ananas und man sollte nicht abreisen, ohne wenigstens zwei, drei der inseltypischen Käsekuchen gegessen zu haben. Mit all dem kriegen wir gut die Woche rum und könnten auch gern noch länger bleiben.

Doch wir müssen weiter, die dritte Woche, erneut auf Teneriffa steht an. Diesmal wohnen wir im Nordwesten, in Garachico. Dank Ausbleiben der Passatwolke ist es die ganze Woche richtig sommerlich warm, abends kann man komfortabel draußen sitzen. Garachico ist zwar um einiges kleiner als La Laguna, hat aber auch eine hübsche belebte Altstadt. Tourismus spürt man hier deutlich mehr, vor allem kommen viele Tagestouristen und die Karten der meisten Restaurants sind mindestens dreisprachig. Es lässt sich aber hier dennoch gut aushalten, wir bummeln oft durch den Ort, entdecken eine tolle Eisdiele (Heladeria El Abuelo) und essen sehr gut in unserem Hotel und diversen Restaurants in der Stadt. So gibt es bspw. in der Weinbar El Rebojo ganz wunderbare Kleinigkeiten zum Teilen, überwiegend mit Meeresgetier und natürlich leckere Weine. Überhaupt trinken wir in diesem Urlaub viele großartige Weine – allesamt von den Kanaren. In Garachico wohnen wir im San Roque, ein Boutiquehotel in einem alten Herrenhaus mitten in der Altstadt. Vom Dach schaut man schön über die Stadt und ins Umland zum Essen sitzt man im Innenhof um den Pool und in einem weiteren Innenhof kann man gemütlich entspannen.

Von hier aus wandern wir einen schönen alten Weg durch den Steilhang direkt hinter dem Ort, eine Tour im nahen Teno-Gebirge sowie zum jüngsten Vulkan der Insel dem Chinyero. Eindrucksvoll, wie sich hier saftig grüner Kiefernwald und völlig vegetationsfreies Lavachaos begegnen. Absoluter Höhepunkt des Urlaubs ist der Besuch des Teide. Schon der große Krater um den Gipfel ist mit seiner landschaftlichen Vielfalt beeindruckend. Noch toller wird es von oben, was allerdings frühzeitiges Kümmern um eine Aufstiegsgenehmigung und Seilbahntickets voraussetzt. Wir haben beides und so stehen wir nach schneller Seilbahnfahrt und überraschend anstrengenden 200 Höhenmetern in dünner Luft auf dem höchsten Gipfel weit und breit. Obwohl die Sicht getrübt ist, ist der Rundumblick noch immer beeindruckend. Hier und da steigen beißende Schwefeldämpfe auf und man fühlt sich fern der Welt. Lange genießen wir den Gipfel, bevor wir wieder absteigen und abfahren. Auf der Rückfahrt erkunden wir weitere Teile der großen Caldera bis wir wieder die verbrannten Wälder des oberen Orotava-Tals erreichen. Auf dem Rückweg bevorrate ich mich in einem Feinkostgeschäft in La Orotava mit feinsten Schinken und Salamis, die Wahl fällt schwer bei all den angebotenen Köstlichkeiten, allein drei Schweinebeine stehen bereit, von denen laufende herrlichster Schinken abgesäbelt wird.

Am Abreistag gönnen wir uns noch einen Blick in die Abgründe des Massentourismus. Wir machen kurz Halt in einem der Retortenorte an der Südwestküste. Unmengen Hotels und Appartmenthäuser, keine erkennbaren Ortskerne aber dafür Shoppingzentren – und es wird immer weiter gebaut. Leider scheint es keinerlei Grenzen des Wachstums zu geben. Teneriffa ist ohnehin schon extrem zersiedelt, die touristischen Ziele und Wanderstartpunkte sind überlaufen und bis auf die Mitte und die beiden großen Gebirge (Teno und Anaga) gibt es kaum unbebaute Landschaft. Aber natürlich sind auch wir Teil des Problems … Mit diesen Gedanken endet ein schöner Urlaub, der sicher nicht unser letzter auf den Kanaren gewesen sein wird.

Im Folgenden noch eine Übersicht der wichtigsten Wandertracks – in Summe haben wir in den drei Wochen 317 km, 10.623 Höhenmeter, in 128 aktiven Stunden zurückgelegt.

Teneriffa, von La Laguna aus:

El Hierro:

Teneriffa, von Garachico aus: