In der Region westlich von Chemnitz und um Zwickau hat unsere Wanderkarte noch einige weiße Flecken. Zudem fahren nach monatelanger Pause auch wieder Regionalzüge durchgängig gen Westen – Grund genug für eine Tour zwischen Glauchau und Hohenstein-Ernstthal. Dieses mal nehmen wir eine Variante, die zunächst Richtung Süden abbiegt und dann in weitem Bogen über Lichtenstein zum Ziel führt – ganz anders als eine frühere und direktere Tour im Tal des Lungwitzbachs.
Glauchau empfängt den Bahnreisenden weiterhin eher abweisend. Weite Teile der Stadt wirken verloren. Überdimensionierte Straßenräume und zu Parkplätzen umgestaltete Gehwege lassen den Reisenden rasch davon eilen. Frühere Prachtbauten, zumindest diejenigen, die noch überlebt haben, zeugen von vergangener Stärke und ungenutzten Chancen. Dabei hätte Glauchau eigentlich eine potentiell hübsche Altstadt, die von urigen Tälern durchzogen ist. Nur fehlt es an Leben und Nutzung – wie in so vielen ostdeutschen Städten. Erst nach Durchmessen des Zentrums wird es versöhnlich, jenseits des Schlosses passieren wir Straßen mit herrlichen Villen und großzügigen schönen Gärten. Rasch haben wir die Stadt hinter uns und wandern nach Voigtlaide, welches schön am Rand des Rümpfwaldes liegt. Soweit so hübsch, wäre da nicht der dauernde Lärm des benachbarten Motorsportzentrums, der uns noch etliche Kilometer durch den Wald verfolgt. Unfaßbar, dass es die Menschen zulassen, dass ihr Naherholungsgebiet sonntags durch wenige Menschen, die laut und sinnlos fossile Kraftstoffe verbrennen, so in Mitleidenschaft gezogen wird.
Irgendwann wird es tatsächlich ruhig und friedlich im Wald, üppiges Grün von Moos verzaubert uns auf den nächsten Kilometern bis wir den Waldrand erreichen. Nun bewegen wir uns aussichtsreich oberhalb des Mülsengrunds und genießen die Kulturlandschaft – von den Türmen des alten Motorenwerks ebenso geprägt wie von Siedlungen, Landwirtschaft und etlichen Windrädern. Die hügelige Landschaft ist durchzogen von engen Tälern, was der Landschaft bei Zwickau einen besonderen Charm verleiht.
Bald biegen wir ab Richtung Lichtenstein, welches wir über den Schubertgrund erreichen. Zuvor sehen wir schon mal das Ziel vor Augen, Hohenstein-Ernstthal liegt in der Ferne am Hang, scheinbar nah, aber noch mehr als 10 km entfernt. Im urigen Grund passieren wir zahllose Teiche, streifen die Stadt nur und biegen ab über Felder Richtung Bernsdorf. Durch das hübsche Dorf geht es auf urigen Wegen weiter nach und durch Hermsdorf, wo wir den Lungwitzbach erreichen und ein Stück dem früheren Weg folgen.
Von Hermsdorf geht es nun zum Sachsenring. Zunächst trauten wir hier der Planung nicht, geht doch der Weg mitten durch die Rennstrecke? Tatsächlich sorgen aber zwei Tunnel dafür, dass man mehr oder weniger durch den Sachsenring laufen kann, ohne die Rennstrecke zu betreten. Erfreulicherweise war hier Ruhe – dem ist aber nicht immer so und die Zeitung ist voll von Konflikten zwischen Rennstreckenbefürwortern und zahlreichen Anwohner, die nicht nur einen großartigen Blick auf den Sachsenring haben, sondern auch permanentem Lärm ausgesetzt sind. Siehe oben! Wir tauchen aber kurz in den Wald ein, queren den Hüttengrundviadukt der Bahnstrecke und erreichen die Doppelnamenstadt am Ortsteil Hüttengrund. Von hier ist es gar nicht mehr weit zum Bahnhof, wo wir 20 Minuten später in eine Regionalbahn steigen und rasch zurück zuhause sind. Wir haben 25 km (Track) in den Beinen und eine sehr abwechslungsreiche schöne Wanderung hinter uns.